Tortendrama

Ein Tortendrama in vielen Akten.

Ich liebe backen. Wirklich. Außerdem erachte ich Geburtstagstorten als ideales Geschenk, weil sie a) persönlich sind und b) nicht – wie andere Präsente – als Staubfänger in der Ecke landen. Schlimmstenfalls landen sie im Müll, wenn sie gruselig schmecken. Aber Fakt ist: sie stehen niemandem im Weg rum.

Hopp, hopp, hopping

Am Freitag Nachmittag liefen die Vorbereitungen an: Supermarkt-Hopping vom Feinsten, weil die Zutaten nicht in einem einzigen Laden zu kaufen waren. Innsbruck, Innenstadt, kurz vorm Wochenende = die reinste Hölle. Die Leut' gehen voll verweht durch die Straßen, links und rechts schauen brauch'ma nicht, langsam sind's, laufen einem ständig vor die Füß. Kurzum: Ich war schon beim Einkaufen genervt.
Endlich zhaus, Cafétscherl hinuntergeschlungen bevor's zur Sache ging. Schokobiskuit als Basis. Nicht sonderlich schwer, wenn man einen mixfähigen Mixer besitzt. Zutaten zamgewürfelt, den neuen fancy Mixer der Mutter angeschmissen und zack-bumm, die Eisenstaberln eierten, der Teig spritzte in alle Richtungen.

Hilfe naht, aber nützt sie was?

Die Mutter eilte zur Hilfe, hantierte rum, meinte, ich hätte keine Ahnung von diesem Gerät. Genau! Neuer Versuch, zack-bumm und da schau her, ein Eisenstaberl sauste durch die Luft. Hielt wohl nicht so feste im Gewinde (der Mixer ist von Bosch BTW). Jetzt bastelten Mutter und Tochter gemeinsam an einer Lösung. Here we go again. Resultat: Loch in der Plastikschüssel und eine schreiende Tochter. Nicht mal der Boden war fertig und es gab keinen Mixer mehr. Wie vor der Erfindung dieses mechanischen Handrührgerätes stand ich mit Schneebesen bewaffnet in der Küche und malträtierte alles: Biskuit, Eiweiß, Topfen, Sahne. Man lernt erst Dinge zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. 23 Uhr, meiner Mom fiel ein, dass eventuell ein Mixer aus dem aufgelösten Hausrat meiner Oma im Keller zu finden sei. Tatsächlich! Für die letzte Mixrunde schonte ich mein Handgelenk.
Nächstes Drama am nächsten Morgen (der Tag, an dem alles fertig sein sollte): Man nehme, mangels Alternative im Elternhaus, den halb kaputten Tortenretter aus Plastik. O-Ton meiner Mutter: „Das geht schon noch, wir kriegen die Torte da schon drauf....“. Stimmte auch, aber da das Süßgebäck einige mehrere Gramm wog, brachte man es vom angeknacksten Tortenretter ohne Totalschaden nicht mehr runter. Ab in den Media Markt in den frühen Morgenstunden, um einen solchen (aus Edelstahl!) zu kaufen und den lebensgefährlichen Mixer zurückzugeben.

Dort angekommen, starrte der Typ auf den Kassabon, meinte: „Falsche Rechnung.“ Die Mutter düste zurück nach Hause, ich begab mich auf die Suche nach einem Tortenretter. Media Markt – Fehlanzeige, Greif-Center – Fehlanzeige. Meine Mom kam zurück mit der korrekten Rechnung. Aus dem Mixer wurde eine Mikrowelle, ab ins Auto und ins nächste Einkaufszentrum. Die Zeit lief, mein Squash-Date wartete ab 11 Uhr. Unter Zeitstress in und durch den Interspar gejoggt, Tortenretter im Arm, an der Kassa mit Schnappatmung die Bankomatkarte gezückt, zurück zum Parkinger, ab ins Squashcenter.

Tortendrama
Tortendrama
Tortendrama

More drama, baby

Nein, die Story hört hier nicht auf. Die Torte wurde mithilfe des neuen Tools tatsächlich gerettet (daher der Name!). Verziert. Trocknen lassen. In den Karton gepackt. Die Mutter trägt diesen durch die Wohnung und wumms... läuft gegen eine offene Schublade. Dies hatte den Effekt einer Kontinentalplattenverschiebung in der Torte. Back to the kitchen, Böden korrigieren, Löcher auf der Seite kaschieren, Schokolade versuchen neu anzuheften, Wutanfall unterdrücken.
Das Handy läutet, das Abholservice ist da, die To(r)te überlebt die Fahrt, meine Frustration ist groß, aber das Topfen-Zitrone-Schoko-Ding mit Mandarinenspiegel schmeckt. Und die Augen des 3-jährigen Geburtstagskindes fixieren soundso nur die Smarties. Wozu also der ganze Stress?

 

#LifeIsAnAdventure