Kuldīga

Von der Stahlmatratze in die morgendliche Realität

Wie es sich im Gefängnis gehört, wird man via dreimaligem Wecksignal, welches sich nach einem tiefen Horn anhörte und die Totenstille als auch den Schlaf zerschellte, von der Stahlmatratze gerissen.

Rea erhoffte sich vom Wachpersonal offensichtlich bessere Behandlung, suchte proaktiv Kontakt mit eben diesem und durfte als Belohnung den Alarm auslösen.

Nach dem öligen Gefängnisfrühstück wurden wir in die Freiheit entlassen. Die haben wir sofort in vollen Zügen ausgekostet, indem wir Karosta in der Bonze (=Auto) Kilometer für Kilometer abgrasten.

Das Redan, ein Relikt von dem hart umkämpften Lettland, ist ein Teil der Seefestung von Liepāja. Die Tourismuskassa erfreute sich unserer Anwesenheit und auch die dort heimischen ausgehungerten Mücken, Gelsen und Bremsen hatten ihren Gaumenschmaus. Die Hirne erhielten Geschichtsnahrung, unser Blut wurde vom Getier abgezapft, die Augen glänzten bei den Kunstwerken, die während des Karosta-Festivals jährlich entstehen.

Durch die Botanik, die mit Störchen gespickt ist, führte uns der Weg nach Kuldīga, eines der schönsten Städtchen, die ich je gesehen habe. So malerisch, so beautiful, so perfect. Ich war im 7. Himmel. Neben Europas breitestem Wasserfall und der drittlängsten Ziegelbrücke Europas sowie zweitältesten Ziegelgewölbebrücke in Lettland bestaunt man als Tourist vor allem die Altstadt in all ihrer architektonischen Pracht (ganz im Gegensatz zu dem Münchener Parkhaus am Flughafen).

Karosta
Karosta
Redans, Karosta
Redans, Karosta
Redans, Karosta
Redans, Karosta
Kuldīga
Kuldīga
Kuldīga
Home sweet Home

Riga war die nächste Station. Auf den Autobahnen Lettlands lautet das Credo: Radler, Fußgänger und jedes andere Fortbewegungsmittel haben dieselben Rechte auf der Autobahn. Spurrinnen teilend ging es in die Hochburg des Jugendstils, Riga. Erster menschlicher Eindruck in der Stadt: die komische Besitzerin unseres Apartments, bei welcher wir uns nicht sicher waren, ob sie einer Alkohol- oder Drogensucht unterliegt. Rea und mir war es nicht klar, ob wir die Erstbesichtigung unbeschadet überstehen würden. Pat, die beim Auto blieb, war für den Notfalltelefondienst eingeteilt, falls es zu einem unglücklichen Zwischenfall im 3. Stock gekommen wäre.

Guad is gangn, nix is gscheh'n. Unversehrt wurde die Wohnung bezogen, die Ersatzmatratze im Nebenzimmer ausgebreitet, um den Schnarchintermezzi unseres geschätzten Reisekollegen Manu einen eigenen Raum zu geben (sprich: man gab ihm ein Einzelzimmer). Des Weiteren haben wir den Toilettenpapiermüll im Bad vorbereitet, um den vorm dünnen Abflussrohr angebrachten Hexler nicht durch Verstopfung in den Tod zu befördern.

Ab in die Stadt

Die müden Füße dirigierten uns am nächsten Morgen sofort Richtung Boot, um die Fußarbeit zu minimieren. Nicht ganz 1 Stunde lang profitierten wir auf dem Wasser von lockeren Bandscheibenübungen. Die 60 Minuten wurden nicht erreicht, da unser Bootiboot dank Batterieschaden etwas früher umdrehte als geplant.

Genauestens erkundeten wir Rigas Altstadt per pedes; eine wunderschöne City, sehr zu empfehlen, vor allem, wenn man sich für schöne Bauten interessiert. Den Kopf in den Nacken gelegt bestaunten wir stundenlang Fassaden, Kopfsteinpflaster, Dächer, Fenster, Türen... bis wir auf Umwegen beim KGB-Museum landeten.

Und schon wieder beendet das abenteuerlustige Quartett den Tag im Gefängnis, ... allerdings diesmal ohne Übernachtung...

#LifeIsAnAdventure

Riga
Riga
Riga