Innsbruck - Wels - Waldviertel
Mit dem Sparschiene Ticket (und Platzreservierung, denn in der ÖBB sind die freien Plätze karg) auf Richtung Wels, 1 Übernachtung, dann weiter per Auto nach Litschau in Niederösterreich, eben ins Waldviertel. So der Plan.
Raus aus der Weltstadt Innsbruck, in welcher die Leute Englisch sprechen, als ob die Sprache erst gestern entdeckt wurde („M'am, where is the golden roof?“ - „Grod aus, und dann right!“). Nicht, dass ich meine, das Englisch-Niveau sei in Litschau besser, aber dort wird die Bezeichnung „Weltstadt“ nicht in den Mund genommen.
Cafétscherl, Topfengolatsche und ein Glas mit Alpenwasser. Das tut gut bevor man in einen überfüllten Zug gen Osten einsteigt, gerade weil man weiß, dass die ÖBB große Meister sind, wenn es darum geht, die Reisepläne Ihrer Kunden zu durchkreuzen.
Salzburg Hauptbahnhof, wir hätten umsteigen sollen. Natürlich hatten wir mega Verspätung, der Anschlusszug war schon lange nicht mehr auf den Gleisen geparkt. Das Gepäck in der Hand begaben wir uns Richtung Türe, am Flur kam uns ein junger (gar nicht mal so schlecht aussehender) Herr entgegen, der meinte, ob wir - so wie er auch - nach Wös (=Wels) weiter wollten. Nach Bejahung unsererseits, erklärte er, der Schaffner hätte ihn darauf hingewiesen, sitzen zu bleiben und nicht in Salzburg auszusteigen. Viel mehr wusste der Typ aber nicht, und bevor wir erst in Wien aus dem Bummelzug kommen würden, begab ich mich auf Schaffnersuche und wurde fündig. „Wir wollen nach Wöööös, aber...“, jäh unterbrochen vernahm ich das Wort: „Sitzenbleiben.“ Ich: „Ja, und dann?“ Freundlichkeit in Person: „Wir versuchen außerfahrplanmäßig stehenzubleiben.“ Ich: „Und wenn nicht? Wo steigen wir dann aus?“ „Wir werden Sie informieren.“ Höre ich gern, aus dem Mund eines ÖBB Angestellten, da die Vertrauensbasis sehr profund ist.
Spät, später, ÖBB
Sitzenbleiben ist leicht gesagt, wenn die Sitzplatzreservierung nur bis Salzburg ihre Gültigkeit hat und so verursachten wir ein kleines Chaos bei den uns umgebenden Polstermöbeln. Nicht weiter tragisch, hielt doch der Zug tatsächlich außerfahrplanmäßig in Wöööös. Kathi hatte trotz (oder wegen) unseres Live-Tickers schon lang die Übersicht verloren, wann wir wo hätten sein sollen, und wartete geduldig bei einem Biertschi in der Innenstadt.
Give me Moor, please... im Waldviertel!
Der Weg ins niederösterreichische Waldviertel war unspektakulär schön, eine Route, wo man ausgezeichnet seinem Gedankengulasch hinterher hängen kann. Wer schon mal dort war, weiß von den grünen Weiten, die von Burgen und Schlössern, Wander- und Radwegen heimgesucht werden.
Die Stadtgemeinde Litschau liegt an der tschechischen Grenze, ist die nördlichste Stadt der Rot-Weiß-Roten-Heimat und war für die kommenden 3.5 Tage unser Zuhause. Gott sei Dank waren wir mit dem Auto unterwegs, mit dem Zug ist das eine Weltreise dorthin.
Susi, geborene Litschauerin, war als Touriguide angeheuert und hatte sich ein volles Programm für uns Mädls überlegt. Einmal querfeldein durch das Jagdrevier (waren erfolglos), Besuch der Käserei "Die Käsemacher“ inklusive Verkostung, Brunch ebendort, Apfelbaumsetzen, Live-Action beim Zerlegen eines (nicht von uns) kurz zuvor geschossenen Rehbocks, Inspektion eines Gewehrs, Privatführung durch die Niederösterreichische Saatbaugenossenschaft (NÖS), wo wir bei den Kartoffelpflanzen Bienen spielen durften (i.e. befruchten), sowie eine private Guidance durch das Moor bei Heidenreichstein.
Believe it or not, Kartoffelzucht und Schlammgewässer können echt spannend und höchst erheiternd sein, wenn die Erzählerin sich voll ins Zeug legt!
Litschau kann was. Abseits von Natur-pur-Erlebnissen mangelt es auch an Spezialitäten im Waldviertel nicht. Bekannt ist die Gegend offensichtlich für den Mohn, der überall vorkommt... im Schnitzel, im Honig, im Zelten, im Käse, im Brot. „Opium für's Volk“ wohin das Auge (bzw. der Gaumen) reicht und es bringt die Geschmackspapillen geradezu obszön sexy zum Tanzen. Die Frühstücks-Delikatessen (bitte unbedingt Mohnmangerl in Litschau essen!) inkl. dem in den frühen Morgenstunden frisch herausgebackenen Schnitzel von Susis Mutter („Ein Schnitzi am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.“) und die Wurstvariationen aus der hauseigenen Fleischerei werden ebenfalls unvergessen bleiben! Soviel ist sicher: Litschau, we'll be back.
#LifeIsAnAdventure
Info
Naturpark Heidenreichsteiner Moor: Zwischen Viecherln, Pflanzen und Felsformationen kann man gut die Seele baumeln lassen.
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