19. & 20.07.2019

Punkt 7 Uhr raus aus den Schlafsäcken, rein in die Karre, ab in den Norden zum Reifenrichter (im Canyon Roadhouse), der – laut Camping-Auskunft – um 8 Uhr seine Pforten öffnen sollte. So war es tatsächlich, zu zweit rackerten sie sich ab, sodass wir noch genügend Zeit für ein Glaserl Café im Roadhouse und obendrein für den Fish River Canyon hatten. Außerdem: Die Bargeldmaschine spuckte brav ihre Scheinchen. Wir waren happy. All unsere Problemchen schienen gelöst, der Tag hatte bestens begonnen.

Fish River Canyon
Nichts geht über Handel

Mit Bar-reduzierten Reifen (wegen spitzer Steine & Co) brachen wir Richtung Ziel auf, tauschten beim Camping Bares gegen meinen Pass und schon waren wir im Nationalpark. Schotterpisten überall, für unseren weißen Super-Suzuki im neuen Reifenoutfit wider Erwarten null Problemo. Den Off-Road Track hätte uns zwar jeder ohne mit der Wimper zu zucken fahren lassen, doch nach den ersten paar hundert Metern war mir die Sache mit dieser Karre nicht geheuer. Stattdessen lenkten wir die Karosse zu einem halbwegs befahrbaren (Schritttempo!) Aussichtspunkt, packten das Duo Isomatte und Gaskocher aus und genossen am Rande des Canyons in der Sonne Namibias unseren Rooibos-Tee.
In dem Ticket, welches wir für den Fischfluss erwarben, waren auch die warmen Quellen von Ai-Ais inkludiert. Die sind am anderen Ende des Rivers. Weil alle drei Reiseführer diese Springs derart antrailern und hypen, haben wir uns diese Reise ans gefühlte Ende der Welt wirklich angetan. Unser Fazit: NOT WORTH IT! Es ist weder die unnötige Reifenabnutzung, noch die Zeit, noch das Geld, noch die Energie wert, diesen Ort aufzusuchen. Nach nicht mal 1h waren wir wieder weg.

Herbergssuche am Grenzstreifen

Bezüglich der Streckenwahl Richtung Grenze erkundigten wir uns bei drei Personen und konnten anschließend zwischen drei Routen wählen. Wir entschieden uns für die längste, aber vermeintlich reifensicherste Wegvariante,… wir waren immer noch druckreduziert on the road.
Eine Grenzüberquerung am späten Abend gilt es zu vermeiden, also machten wir uns nach dem bereits routinemäßigem Tankstellenaufenthalt (Reifencheck, Reifen aufpumpen) auf Herbergssuche. Option 1 war eine verwahrlost wirkende Bude, in welcher wir von 3 Frauen empfangen wurden, die sich in unserem Dasein auf Afrikaans unterhielten, welche Preise sie uns andrehen sollten. Camping war gar nicht möglich. Auf die Frage, wo wir unser Häuschen aufstellen könnten, nannten sie uns einen Platz, aber keine Richtung. Ich: „Links oder rechts raus?“ Unverständliche Antwort. Das führte zu nix. Andersrum gefragt: „Direction Windhoek or South Africa?“ Entsetzte Reaktion: „No, please do not go to Windhoek!“. Es stellte sich aber raus, dass wir genau in diese Richtung mussten…
Option 2 war der von den Frauen vorhergesagte Camping, allerdings werden dort nur Gruppen zugelassen (zu zweit ist man keine Gruppe ^^)… auch wenn es keine einzige Buchung an dem Platz gibt. Wir wurden zu Option 3 und somit zur letzten Möglichkeit weitergeleitet, von der wir aber sehr überrascht waren: Direkt am Oranje River, zu moderaten Preisen, sauber und toller Besitzer, der uns ziemlich aus folgender Patsche (wortwörtlich) half.

Queens of Patschendrama

Während ich mich um den Biereinkauf und um soziale Kontakte mit dem einzigen Angestellten (=dem Besitzer) kümmerte, ging der Karre zum zweiten Mal in 24h die Luft aus. Ich kam zurück, Kathi starrt auf den Suzuki, meinte monoton: „Wir haben ein Problem.“ Mein Blick ging unglaubwürdig in Richtung Reifen und zwar denselben, der schon in der Früh über‘n Jordan war. Diesmal wussten wir, das Happening ereignete sich zwischen der letzten Tankstelle und der Unterkunftsjagd, sprich einer Strecke von nicht mal 11km. Und: Es stellte sich heraus, dass es ein neues Löchlein war (durch Monster-Metallsplitter), welches das aktuelle Drama verursachte.
Der Frühstücksplan am nächsten Tag sah die Reifenabnahme vor; der tolle Besitzer war super hilfsbereit, organisierte in den frühen Morgenstunden einen ollen Kollegen, der sich als Straßenmechaniker durch’s Leben schlägt und schwupps, gute 3h später war die Welt wieder in Ordnung. Fast zumindest – denn spätestens jetzt war klar: Aus Kapstadt und der Garden Route im Süden wird nix, die zwei Reifenabenteuer kosteten zu viel Zeit. Wir denken uns: „Kapstadt kann jeder“, und beschlossen, eine Expedition in den laut Reiseguides langweiligen Norden Südafrikas zu starten.
Grenzübergang war easy, kein Geld wurde uns abgeknöpft, die Papiere wurden für ok befunden und ehe wir uns versahen, waren wir im Land. Dort, wo das nächste Problem auf uns wartete: Reifenplatten Numero 3 – doch halt! Diesmal betraf es nicht unsere Autobesohlung, sondern jene eines Alfa Romeos am Straßenrand, neben dem Gefährt eine wild fuchtelnde Frau in unserem Alter. Wir bremsten, kehrten um (wir hoffen auf Karma!!!), taten, was getan werden muss: Wagenheber unter die Karre, Reifen runter. Blöd war nur, dass das Auto in einer spektakulär gschissenen Schräglage und auf Schotterpiste stand, also nicht optimal um es gut zu stabilisieren. Beim Raufkurbeln rutschte das dumme Ding sogar ein wenig,… ein Mann musste her. Nach weiteren Fuchteleinheiten hielt einer an, und gemeinsam (2 kümmerten sich um die Wagenheber, 2 um die Haltbarmachung des Alfas) machten wir das Ding startklar. Selbst Kathi ist jetzt routiniert im Reifenwechseln (3 Stück in 30h) - was man für die Führerscheinprüfung vor Jahren in der Theorie lernte, kann hier endlich praktisch angewandt werden.

#LifeIsAnAdventure