21. & 22.07. 2019

Wir sind gerne abseits der Touripfade – abseits heißt in diesem Fall, dass uns auf Hunderten von Kilometern kein offensichtliches Touristengefährt (mit Dachzelt & Co) entgegen schießt. Auch bei den Augrabies Falls war kaum was los, wobei das erstaunlich ist, denn wir waren sehr positiv überrascht. Laut unseren Guidebooks gibt der Norden nicht viel her, doch wie so oft sind es die unerwarteten Dinge, die einen staunen lassen. „Augrabies“ heißt so viel wie „Place of the Great Noise“ und diese Namensgebung trifft es auf den Punkt. Auf einer großen Anlage kann man dem Wasser des Oranje Flusses und dessen Gischt aus vielen Winkeln beim Tosen zusehen und -hören. Impressive!

Das Abenteuer im Park

Weil wir zwei abenteuerlustige Gören sind, ließen wir uns noch auf eine 2.5h Wanderung im Park ein. Unsere schlauen Bücher beschreiben den Trail als derart einfach, dass wir glaubten, uns stünde eine Familienwanderung bevor. Mit Frühstück-Picknick-Utensilien am Rücken trabten wir frohen Schrittes am sog. „Dassie Trail“ entlang, immer artig den Schildchen und Viechern (Affen, Klipspringer Antilopen, Erdmännchen, Klippschliefern) folgend. Das eine oder andere Mal musste man ein bisschen länger Ausschau halten, kurzzeitig sah man sich schon in der Weite verloren, aber dann war da am Horizont das rettende, grüne Kennzeichen. Die vermeintliche Idylle einer Familienwanderung war nach dem Frühstück am Boden dahin, als sich herausstellte, dass wir unsere Körper über Felsen, Wasser, schwindlige Stege und Pseudobrücken bringen mussten. Nach 1.5h fühlten wir uns wie in einem Real-Life-Escape-Room, den es zu überleben galt. Ich will nix sagen, aber meine reguläre Komfortzone ist groß und weit. Doch spätestens bei jener Kletterpartie in einem schluchtartigen Etwas aus Stein und Felsen, wo sich die gute Thermoskanne ihren Weg raus aus den Seitentaschen meines Rucksacks runter in die Schlucht bahnte, saß mir meine Höhenangst im Nacken und in einer solchen Situation war es das mit meiner Komfortzone. Pfiati Thermosflasche, rest in peace, jetzt haben die Flussbewohner auch was von unserem Rooibostee.

Mount Everest Base Camp
Mount Everest Base Camp

Hauptsache, ich bin nicht mit ihr gemeinsam in den Abgrund, sondern hab‘ mich verkrampft am Stein festgeklammert und ihr gedanklich hinterher gewunken. Es war übrigens Kathis Eigentum, das ich versenkte… wenigstens nur ein Pharmapräsent, aber trotzdem. Die obige Beschreibung klingt vielleicht nicht einladend, aber wir haben das Mini-Adventure sehr genossen, denn: GREAT THINGS NEVER CAME FROM COMFORT ZONES! Über die 3-Tagestour im Nationalpark sammelten wir bei zwei südafrikanischen Wanderern – und nicht beim ahnungslos wirkenden Personal – Tipps, sodass wir alle Trail-Infos auf der nächsten Reise parat haben würden.

Dassie Trail
An Zapfn hat's (=es ist kalt)

Bei der Eiseskälte, die in der Gegend seit vorgestern herrscht, war die Kanne allerdings sehr brauchbar. Sie wird uns fehlen. Temperaturtechnisch sind wir noch nicht bei den -5 Grad vom letzten Trip angekommen, but we are getting there. I feel it. Für die nächtliche Isolierung des Zeltes, um Frostbeulen zu vermeiden, dämmt eine Wolldecke zwischen Innen- und Außenzelt; eine Wärmflasche sorgt für ein paar Stündlein für Hitzewallungen im Schlafsack, sodass einem das Einschlafen wenigstens erleichtert wird. Letztens bot es sich an, das Stoffhäuschen unter einem Mega-Zelt aufzustellen (tent in a tent), um unnötige Luftzüge zu vermeiden. Unser Zeltpyjama passt sich an die Außentemperaturen an und gestaltet sich derzeit von unten nach oben wie folgt: Unterwäsche, Strumpfhose, T-Shirt, Fließhose, Wollsocken, Longsleeve, Pullover, Fließjacke (mit Kapuze), Handschuhe, Seideninlet, Schlafsack – wir sehen aus wie zwei fette Meerjungfrauen im Mount Everest Base Camp, die sich in ihrer Haut kaum mehr bewegen können. Und diese zwei Wesen machen sich nun auf zur nächsten Kältestation: Kimberley.

#LifeIsAnAdventure

Mount Everest Base Camp
Mount Everest Base Camp