Samsun

Ein Hoch auf das Chaos

Innsbruck-München-Istanbul-Samsun-Istanbul-München-Innsbruck. Das wäre die absolute Kurzversion meines Trips, welche sämtliche Highlights einer – wie könnte es bei mir auch anders sein – chaotischen Business-Reise auslassen würde. Fangen wir in Teil 1 der Berichterstattung vielleicht damit an, dass ich mir langsam (und zwar berechtigterweise) die Frage stelle, warum es mir kein einziges Mal gegönnt ist, wie ein Normalsterblicher eine Flughafenhalle zu betreten. Es ist wie ein Fluch.

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Raus aus dem Flieger, hin zu der grinsenden Dame am Istanbul Airport, deren einziger Job es ist, Tickets zu lesen und dich in den richtigen Tunnel zu schicken. Links: Domestic Flights. Rechts: International Flights. Wo liegt Samsun? In der Türkei. Wohin schickt mich die Schnalle? International Flights. Mein Proteste: sinnlos. Und NATÜRLICH hatte ich Recht, dass ich dort NICHT hin musste – jetzt find‘ mal in 20 Minuten auf diesem mit viel Liebe beschilderten Flughafen und dem nicht englischsprachigen Personal zur Domestic Abflughalle! „Left“, heißt es und die Hand zeigt nach rechts. „Glasdoor“, sagt die nächste Person – es gibt nicht nur eine davon, sondern 5. „Police Control“ war der nächste Hinweis – auch davon gibt’s reichlich. „First floor“ – kein Lift, keine Rolltreppe, keine Stufen – bin ich Spiderman oder was? „201“, was soll ich mit der Nummer?

Samsun
Samsun

Rauf, runter, rauf, links, rechts

Der Schweiß rinnt schon wieder, ich völlig mit den Nerven am Ende, denn: yes, surprise, surprise, ich bin auf den letzten Flieger gebucht. Wenn ich nicht gerade am nächsten Tag ein Meeting hätte leiten müssen, hätte ich mich auch mit einer Übernachtung am Flugi zufrieden gegeben. Bin da nicht so heikel wie wir wissen – hab‘ bereits auf Toiletten übernachtet.
Durch irgendeinen mega schwindligen Gang, wo kein Mensch zu sehen war, kam ich zu einer Polizeikontrolle. Wie ich diesen gefunden hatte, keinen Plan. Von der Kontrolle war’s auch nicht mehr weit zum Gate, wo NATÜRLICH der Screen blinkte und mir schon von Weitem mitteilte, dass der Flieger nach Samsun Verspätung hätte. Wenn ich gewusst hätte, wie die Rückreise nach Istanbul zwei Tage später verlaufen würde, hätte ich nicht geflucht. Wirklich nicht. Die war nämlich noch viel schlimmer.

Samsun
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No Tourists in Samsun

Das Gute ist, dass solche Situationen immer schnell durch die positiven Erlebnisse während des Aufenthaltes wettgemacht werden. Samsun, direkt am Schwarzen Meer gelegen, ist in unseren Breitengraden nicht so bekannt wie Antalya, Izmir, Bodrum … die Mainstream Urlaubsziele halt. Sprich: Keine Touristen weit und breit in Samsun,… genau das, was mir am besten gefällt.
Nach den ganzen Meetings am Donnerstag, wurde der Nachmittag gefüllt mit einem langen Spaziergang durch die Stadt, türkischen Café- und Teepäuschen (Hallo, Schlaflosigkeit!) und mehreren Handvoll Haselnüsse. Die Fischer (sowie die Fischerln im Wasser), die das Bild der Promenade prägten, ließen sich von den herumsausenden Pferdekutschen – behangen mit türkischen Flaggen, grün-rosa Plastikblumen und versteckten Subwoofer, die den Ort ohrenbetäubend beschallten – nicht beirren. Auf dem Weg zum Steeg, an dessen Ende ein kleines Café gesetzt wurde, glaubte man aus der Ferne – wenn man zwischen all den Fischern hindurch schielte – Menschen in Bewegung zu sehen. Je näher man kam, desto weniger rührten sie sich, es waren tatsächlich Puppen. Die Aufklärung war simpel, es handelte sich um das Denkmal für die Landung der türkischen Truppen (Atatürk Kültür Merkezi), direkt am Hafen.

Es kommt noch besser

Freitag. Der 2. Meeting Day ist vorbei und kaum geht’s um’s Reisen beginnen die Probleme. 7 Uhr, das E-Mail-Postkasterl blinkt. „Ihre Buchung bei Hotel XY in Istanbul wurde storniert.“ Mega. Made my day. Wer fliegt just an diesem Tag in diese Stadt? Wer hängt eine Stunde mit der Booking.com Zentrale in Schland am Telefon, um genau gar nichts zu bewirken? Wer steht am Abend schlussendlich ohne Hotel am achso-geliebten-Atatürk-Airport? Bingo. NATÜRLICH ICH. But that’s another story…
#LifeIsAnAdventure