Weg bin ich.
Fort vom abenteuerlichen Kontinent. Mir wird, wie immer, vieles fehlen. Vieles, was man nicht (in Worte) fassen kann. Die Dankbarkeit, das Glück, die Zufriedenheit. Flexibel und kreativ sein, in Sekundenschnelle Plan B, C und D schmieden, wenn mal wieder nichts funktioniert. Die Einfachheit des dortigen Lebens, wo an einem Samstagabend bei Braai (=Barbecue) ein live beobachteter Helikoptereinsatz der Polizei über Stunden bei allen Anwesenden für Gesprächsstoff sorgt. Ein einfaches Leben, wo für afrikanische Freunde auf der ersten Safari ihres Lebens eine warme Dusche zu den unvergesslichen Highlights gehört; eine Safari, auf welcher Elefanten-Kot ein Must-have ist, aufgesammelt und im Kofferraum verstaut wird, um später zu Hause damit (angezündeter Weise) böse Geister zu vertreiben. 24 Stunden später: Cut.
Voilà, here I am. In Europa. Während meiner Mental-Reha (weil culture shock) hält mich die Nachricht über den Tod eines Kindes aus der Suppenküche von dem Versuch ab in der Heimat richtig anzukommen.
Fußmärsche – Balsam für die Seele
Wandern tut gut, wenn man abschalten will. Dafür haben wir uns einen der Waalwege in Südtirol ausgesucht: Lana bis Töll. Und weil's ach-so-schön war an Tag 2 gleich weiter bis nach Schenna. Romantisch. Idyllisch. Ja, kitschig eigentlich. Weinreben, Apfelbäume, Schlösser. Easy zu gehen, eine Sandalettenwanderung quasi. Knapp 30 km legten wir in den paar Stunden zurück; verlaufen kann man sich nicht, solange dem fließenden Wasser an der Seite nachgegangen wird.
Wer uns den ersten Teil nachmachen will, sollte im Hinterkopf haben, dass es am Weg keinen einzigen Trinkwasserbrunnen gab – dafür Most- und Pfefferminzsaftabfüllmöglichkeiten gegen einen Preis von meist EUR 1.-. Beim Aufdrehen des Plastikhahnes gab es Bienen inklusive. Ist dies nicht geheuer, kann man, ohne große Umwege unternehmen zu müssen, in sämtlichen Gasthäusern einkehren.
Lokale Busfahrten – eine Wissenschaft für sich
Die Bezahlung der Tickets in den Bussen war kaum bis gar nicht zu durchschauen. Laut unserer Gastgeberin liegt das daran, dass in der Umgebung Stadt-, Land- und Privatbusse zirkulieren. Bei dem einen brauchte man exakt abgezähltes Münzgeld, beim nächsten konnte man beim Schaffner löhnen, der das Wechselgeld nicht scheute. Die einen hatten eine digitale Stationsanzeige, bei den anderen aktivierten wir notgedrungen das Handy-GPS, um zu eruieren, wann wir ungefähr das Transportmittel verlassen müssen. Zwei Gemeinsamkeiten, die wir gleich zu Beginn erkannten, wiesen die Fahrkübel auf:
- Die Unmöglichkeit, ein Kombiticket (hin- und retour) zu kaufen.
- Der Ticketpreis selbst. Im Vergleich zu den lokalen Übernachtungen war dieser superbillig. EUR 1. 50.- für jede Strecke.
Weniger ist mehr
Sobald ich den blauen Backpack am Rücken habe, empfinde ich Freiheit. Egal wie schwer er beladen ist. Er erinnert an all die vergangenen Trips rund um die Welt, weckt die Entdeckerin in mir (auch in Südtirol) und ist sogar ein treuer Begleiter bei der Anreise zu Wanderunterkünften. So wie der Rucksack aus Afrika ankam, so wurde er nach Südtirol weitergetragen. Lediglich der Gaskocher, das Campinggeschirr, Schlafsack und Zelt wurden aussortiert. Für die Touren selber muss er seinem kleinen Bruder Platz machen.
Bei der Bone, meinem beständigen, besten und einzigen Wanderfreund, weiß ich nicht so genau, welche Beziehung er zu dem Trolley hat, den er diesmal hinter sich herzog. Fakt ist, er hat sich meinen letztjährigen Tipps bezüglich lightweight travelling zu Herzen genommen und kam in Südtirol mit erstaunlich wenig Klamotten aus. Die Größe des diesjährig verwendeten Koffers reflektierte unverkennbar den angepeilten Gewichtsverlust. Seine Gepäcksladung hätte sich am Vorabend der Abreise sogar fast um ein paar weitere Gramm reduziert, hätte er die auf der Restauranttoilette vergessene Sonnenbrille nicht wiedergefunden.
Back home
Beim Flixbus sind keine Diskussionen über potenziell notwendiges Ticket-Kleingeld im Vorfeld abzuhalten: Da gibt’s die App inkl. vorgebauten Fahrschein, eine Sitzplatzreservierung (deren System zum eindeutigen Verständnis erst online nachgelesen werden musste) und einen Fahrer, der seinen Job abgöttisch liebt. Rein in den Bus, wenige Stunden später wieder raus. Innsbruck hat uns wieder. Und ich beobachte meine Gedanken, wie sie mir Richtung Afrika entgleiten. Mein ach-so-geliebtes Afrika, wo Freude und Trauer oft sehr nah beisammen liegen.
#LifeIsAnAdventure
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