Selbstfindung Reisen

Auf der abenteuerlichen Suche nach dem inneren Selbst

Alles neu macht der Mai. 2019 habe ich beschlossen, dieses Gsatzl wortwörtlich zu nehmen und meinen Job als Schreibtischathlet (über und unter den Wolken) an den Nagel zu hängen. In meinem menschlichen Umfeld vernehmen meine Ohren von allen möglichen Seiten seit längerem Schlagwörter wie „Neuorientierung“, „Selbstfindung“. Scheint voll der Renner zu sein... zumindest schließe ich das daraus und entscheide, so eine Phase auch durchzumachen. Die Pubertät habe ich vor Jahren bereits heil überstanden, wie schwer kann es diesmal werden.

Selbstfindung
SELBSTfindung!?

Die alte Babs hätte einen Anschlussjob gehabt, die neue Babs macht einen auf Sandkastenstratege und schaut, was so geht am Arbeitsmarkt. Mal nix planen, sondern auf einen zukommen lassen aka „Trust the Journey“. Ist schon eine arge Challenge mit sich selbst, wenn man normalerweise einen dezenten Hang zum perfektionistischen, akribischen Planen hat. Aber: „Trust the Journey“ ist ab sofort fixer Teil meiner Selbstwandlung.
Mein Hirn ist auf Reisen ein anderes. Die für Strategie und Taktik zuständigen Gehirnstränge sind dann ausgelöscht. Das Hirn, das sich mein Eigen nennt, ist völlig von der Arbeitsrealität entkoppelt, hat keinen Drang etwas zu planen, denkt sich „Es kommt, wie es kommen muss!“, schafft es, mich ohne Plan und Ziel von A nach B zu bringen, ist sorgen- und problemfrei.

Bonjour, Tristesse!

Fest vorgenommen habe ich es mir während der Kündigungsfrist, exakt diesen Hirnzustand zwischen gekonntem Job-Abgang und gezielter Suche nach meinem neuen Ich zu erreichen. Mein Enthusiasmus und meine Motivation erreichten ein Höchstmaß. Nicht zuletzt deswegen, weil sich der neu angeeignete Lifestyle als Sandkastenstratege durchaus bezahlt machte. Das lief so ab: Babs dachte sich „Man reiche mir ein paar Angebote“ und der Gott des Job-Universums sandte Job-Propositions im Inland (inkl. inländischem Ausland, sprich: Wien) und im richtigen Ausland herab. Einfach so. Ohne mein Zutun. Durchaus interessante Offers. Wirklich.
Glücklich, empowered und mega gewertschätzt startete ich in meinen Zeitausgleich, meine Quasi-Schonzeit vor der bald eintretenden offiziellen erwerbslosen Tristesse-Periode.

Die Selbstfindung lief gut an. Dann kam Tag 1 meines Arbeitslosen-Daseins, und die Welt verfinsterte sich. Die mentale Machete setzte ein, mein Hirn spielte eine personalisierte Form des Lieds „So soll es bleiben“ in Endlosschleife. Der Text lautete folglich: „Ich will sagen: Wie soll es sein? Wo soll ich bleiben? Wie hab' ich es mir gewünscht?“. Brain, my dear, you tell me! Wenn ich das alles wüsste!

Bücher sind Kekse für die Seele

Hinfallen, aufstehen, Krone richten und ab in den Buchladen. Ich bin der Auffassung, viele meiner Luxus-Probleme – zumindest in unseren Breitengraden – an diesem Örtchen lösen zu können, weil mein Hirn dort unaufhaltsam mit neuem Brainfood gefüttert wird. Das beim Bücherschmökern entdeckte Zitat „Du hast keine Angst die Fragen zu stellen, du hast Angst, die falschen Antworten zu bekommen.“ brachte mich nicht in meinem Leben, aber dafür um ein paar Regalreihen weiter.
Viele Stunden später, ein paar Bücher zum Thema Existenzgründung reicher, spazierte ich mit dem am Vortag verlorenen (aber in der Wagnerschen Buchhandlung wiedergefundenen) Enthusiasmus freudestrahlend ohne Plan und ohne Ziel durch die menschenüberflutete Stadt und dachte mir: Who needs job offers anyway?

#LifeIsAnAdventure

Selbstfindung
Selbstfindung