Duschszenarien Mauretanien

Duschszenarien verständlich erklärt

Das kühle Nass im Badezimmer

Vorab gilt zu wissen:

a) Fließend Wasser gibt es hierzulande lediglich nur in Kombination mit einem sogenannten "Surpresseur", also Überdruckpumpe. Diese wiederum funzt nur mit Strom. Wie bereits in einem anderen Beitrag beschrieben, ergibt sich daraus folgende Logik: kein Strom, keine Pumpe, kein Wasser.

b) Badezimmer, die nicht ebenerdig liegen, sind immer im Nachteil, weil das Wasser erst mal nach oben gepumpt werden muss, wenn man das Kommando per aufgedrehten Wasserhahn nach unten zur Pumpe schickt. Ist das Pümpchen zu schwach, oder ist Luft in der Leitung, kommt - wenn man Glück hat - ein Rinnsal daher mit dem man sich begnügen muss.

c) Duschen will getimt sein. Aus Kostengründen läuft der Boiler nicht 24h durch, sondern wird nach jeder Duscheinheit abgedreht. Somit gilt: Je höher der Kältegrad des Boilerwassers, desto länger muss die Elektrik heizen. Auf diese Art lernt man Zeitmanagement (oder kalte Duschen zu genießen).  Der funkenerzeugende Ein- und Ausschaltknopf ist über der Badewanne, aber immerhin nicht in der Nähe des Duschkopfs angebracht. Es ist zu empfehlen, diesen nicht mit nassen Fingern zu betätigen.

Duschszenarien
Duschszenarien

Die luxuriöse Variante

Man hat die Uhr im Blick, kennt den Kältegrad des Boilerwassers, und bringt Zeit für Eventualitäten mit: Stromausfall, Loch in der Pumpe, Luft im Rohr. Luxus heißt, das Nass ist heiß, der Duschstrahl gleicht keinem traurigen Rinnsal, der Druck reicht aus, um die gesamte Seife vom Körper ohne ungewünschte Wasserunterbrechung anstandslos in den Abfluss zu befördern.

Mauretanien Duschszenarien

Die mittelprickelnde Variante

Die Zeit nicht im Blick, und spätabends kommt die Überlegung auf, den auf der Haut durch Schweiß angestauten Sand doch nicht als revitalisierendes Peeling mit ins Bett zu nehmen. Ein kurzer Check beim Boiler verrät: Das Wasser braucht gute 30 Minuten, um an eine Temperatur zu gelangen, die akzeptabel für eine späte Erfrischung ist. Man rafft sich auf, nimmt die Warterei in Kauf, vertrödelt die Zeit, macht sich bereit. Strom, Wasserleitung, Pumpe harmonieren und transportieren Wassermengen in den ersten Stock, über den Duschkopf in die Badewanne, wo ich stehe. Der Wettlauf mit der Zeit beginnt. Unglaublich, wie schnell der Mensch duschen kann, wenn ihm ständig ein Wasserausfall droht. Manchmal schlägt das Schicksal trotz einstudierter Duschschnelligkeit gnadenlos zu. Wie ein begossener, von Kopf bis Fuß eingeseifter Pudel steht man da, starrt voller Hass auf den versiegten Wasserstrahl, versucht die letzten Tropfen im Kampf gegen die Seife für sich zu gewinnen. Der Hahn wird in alle Richtungen gedreht und gewendet, in der Hoffnung, die Pumpe wieder zu aktivieren. Bei der mittelprickelnden Variante gelingt dies auch nach einigen Minuten und das Szenario kann als erfolgreich abgehakt werden.

Die risikoreiche bzw. katastrophale Variante

Dank der entwickelten Duschschizophrenie sagen mir kluge Stimmen in meinem Kopf, dass es aufgrund der bekannten Eventualitäten intelligenter ist, am Abend und nicht in der Früh vorm Arbeiten zu duschen. Tja. Ich liebe das Risiko und das Risiko liebt mich. Die morgendliche Zeit ist knapp, und das Letzte, was man zu Tagesbeginn braucht, ist ein eingeseifter Body gepaart mit Wasserrinnsal, gefolgt von Wasserstilland. Eben noch kaputt, müde und schlecht gelaunt, jetzt kaputt, müde und schlecht gelaunt mit Seifenpomade. Pro-Tipp: Will der Hahn absolut kein Wasser mehr speien, obwohl man ihn zu Tode würgt, nehme man ein Handtuch, tunkt es in den Spülkasten der Toilette, wringt es aus und zaubert damit das Geschmiere vom Körper.

Ist in der Früh Stromausfall, und man hat keinen Wasserspeicher parat, ist der Tag total gelaufen. Da hilft nur eins: Bodylotion, Parfum und sonstige Tools, die den Anschein der Sauberkeit erwecken.

Kurzum: Duschen kann ich!

#LifeIsAnAdventure