30.07.-06.08. 2019

Eigentlich zeichnete es sich schon vor dem Abflug ab, dass ich eventuell, unter Umständen, womöglich meine Rückreise umbuche. Letzten Dienstag war es dann soweit: Ich fand ein super günstiges, neues Ticket (aber auch nur, weil ich einen 10h Stopover ÜBER NACHT am oberschrottigen und überteuerten Flughafen in Doha in Kauf nehme!) und verlängerte kurzerhand um eine Woche. Partiell hatte ich ein schlechtes Gewissen, musste doch die Kathi alleine die ewig lange Rückreise antreten…
Die letzten Tage war ich so gut wie nur für Friends 4 Friends unterwegs bzw. half in der Suppenküche aus. Termine noch und nöcher nebenher: Bank, Schule, Telefongespräche mit Bank, Fahrschulen (eine davon hieß „Amazing Driving School“ – made my day), Autovermietungsstellen, Bank, Bank, Bank (Online-Zugang erhalten durch selbst – legal (!!!) – abfotografiertem PC-Bildschirm; Zugang funktionabel – nach 9 Monaten!), Treffen mit den koptischen Christen aus Ägypten zwecks Kooperation, Lebensläufe schreiben, Interviewtrainings geben, Augenarzttermine bei akuten Augenproblemen organisieren,… und dann noch die ganzen internen Meetings mit dem Management, den Schülern… nicht zu vergessen die Cafés mit Freunden und das abendliche Abhängen mit Monicas Familie. Ich war gut beschäftigt.

Windhoek Katutura
Tipp: Viel Zeit einplanen

Ich muss kurz zwecks Aufklärung ausholen. Für ein Telefongespräch, was bei uns in 5 Minuten erledigt wäre, muss Vorarbeit geleistet werden. Meistens läuft das so:
Ich: „Hey XY, hast du eine Nummer von einer offiziellen Fahrschule, damit wir Fahrstunden organisieren können.“ (Info: es gibt kein Telefonbuch)
XY: „Nein, aber ich frag einen Freund.“ (Info: das braucht mind. 1 Tag)
Ich: „XY, hast du eine Nummer finden können?“
XY: „Nein, dem Freund wurde das Handy gestohlen, er hat die Nummer nicht mehr.“
Ich: „OK, kannst du mir irgendeine OFFIZIELLE Fahrschule nennen?“ (Info: im Notfall latscht man halt persönlich hin)
XY: „Nein, aber ich kann mich erkundigen.“ (Info: ein weiterer Tag vergeht)
Ich: „Und? Was Neues?“
XY: „Ich habe online recherchiert.“ (Info: Google-Recherche hier ist fast so sinnvoll wie ein nicht vorhandenes Telefonbuch)

Windhoek Katutura

Ich schreibe die paar Nummern vom Handy ab, rufe eine nach der anderen an. Die Hälfte der Nummern funktioniert schon mal erst gar nicht, bei den anderen geht entweder niemand ran oder es ist besetzt. Stundenlang. Das Durchtelefonieren macht man immer wieder, unentwegt in der Hoffnung auf die Stimme aus dem Off. Zwischendurch fällt das Netz aus. Tag 3, Vormittag, nach zig Versuchen geht ein Typ der Amazing Driving School ans Telefon (alle anderen Schulen waren unerreichbar). Ein Wow-Effekt; amazing halt. Der nennt einem einen ungefähren Preis, insistiert aber, dass es auf die Fähigkeiten des Fahrschülers ankommt, wie viele praktische Stunden absolviert werden müssen. Sehr hilfreich für unsere Budgetierung. Er verspricht, sich mit der Person in Verbindung zu setzen,… für die erste Fahrstunde. 2 Tage vergehen. Kein Mucks seitens des Amazing-Guys. Alles andere hätte auch jeden gewundert. Der Fahrschüler versucht ihn zu erreichen. Sinnlos. Ein Tag drauf versuche ich mein Glück und da schau her, geht doch. Netter Talk, rauskommen tut nix. Kurzum: 6 Tage Durchklingeln, 4 Gespräche, 1 konkrete Info – nämlich wie teuer eine Fahrstunde ist, 0 absolvierte Fahrstunden.

Barbara, the cook

Eine weitere Beschäftigung der letzten Tage: kochen und backen mit den Kids, die bei Monica leben. Entscheidet man sich hierfür, kalkuliert man für 15 Personen (weil Nachbarn und so). Von Tiroler Gröstl mit Wiener Würstl (Neues für den namibischen Gaumen) gefolgt von Fruchtsalat (das Highlight, das gibt’s sonst nie) bis hin zu Kartoffelsalat (ohne Essig, dafür 1 Tube Mayonnaise) und Becher-Schokokuchen (in der Hendl-Auflaufform). Eine Mini-Küche, 1 Wasserhahn mit ausschließlich kaltem Wasser, 12 Kinderhände, die überall mithelfen wollen, keine Geschirrspülmaschine (was für eine Arbeit nach dem Kochakt!), 10 Teller (aber 15 Personen), 4.5kg Kartoffeln und kein Kartoffelschäler bzw. kein scharfes Messer, ein Wasserkocher, der vom Wackelkontakt gebeutelt ist… aber trotz der Umstände brachten wir alle derart tolle Gerichte auf den Tisch, dass sie unvergessen bleiben.

Windhoek Katutura
Windhoek Katutura

Die Tage in Namibia sind vorerst gezählt, der Abschied fällt mehr als schwer – aber ich komme wieder. The sooner the better. The longer the better. Die Tränen fließen traditionell im Flieger. Soviel ist sicher.

#LifeIsAnAdventure