Intimes Kino

Berlin, du Hipsterbude

Komisch. Wenn ich mir meine Flüge selbst buche (immer schön mit Stopover zwecks Meilensammeln), habe ich nie einen Stress am Flughafen. Kann deswegen auch leider keine abwegigen Stories über Abflug, Airport-Aufenthalt und Landung anbieten.

Then and now

Wenn ich richtig rechne, war ich das letzte Mal vor sehr langer Zeit in Schlands Hauptstadt. Zugegeben, damals bin ich mit zwei Freundinnen in einen gesperrten DDR Plattenbau eingedrungen, haben diesen bis zur Dämmerung untersucht, Fotos gemacht und sind bei Einbruch der Dunkelheit von herumlungernden Drogengangs davongelaufen. Was man halt so macht mit Anfang 20.
10 Jahre später schaue ich mir dank angelernter Vernunft keinen gesperrten Plattenbau mehr von innen an, sondern wandle durch Museen. Die Must-Sees wie Checkpoint Charlie, die Reste der Mauer, Ku'damm, etc. hatte ich damals schon abgehakt. Außerdem war ich diesmal nur Pseudo-Touri: nicht für Berlin, sondern für ne Freundin war ich dort.

Potsdamer Platz, here we come

Sehr zu empfehlen für zukünftige SpionInnen: das Spionagemuseum am Potsdamer Platz. Für einen Facebook-Like bekommt man sogar ermäßigten Eintritt: Thumb up lohnt sich, wenn man Euronen sparen will. Über 2h Stunden informierten wir uns über Spionagemethoden und -gadgets der Geschichte, ließen unsere Passwörter auf ihre Sicherheit überprüfen (meines braucht 2 Trillionen Jahre, um geknackt zu werden - bin also eher auf der safe side), suchten Wanzen wie man es zu DDR-Zeiten gemacht hat und wurden einmal mehr in der Annahme bestätigt, wie einfach es die Stasi doch heutzutage mit uns gehabt hätte. Dafür freuen sich jetzt andere Fraktionen über unsere Daten.
Mitten in der historischen Spionagezeitreise (wenn alle beruflichen Stricke reißen, werde ich Spionin - bin jetzt inspiriert) wurden wir abrupt und unerwartet zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert... auch ein Museum macht mal Feierabend. Der Architekt hat sich für die Besucher zum Abschluss einen besonderen Gag einfallen lassen: Eingang ist nicht gleich Ausgang. Der Eingang ist dort, wo die Mäntel und anderes Zeug in den Schließfächern auf einen warten. Nein, der Architekt wollte keine gemütliche Verbindung zwischen Anfang und Ende schaffen. Also halb nackt aus dem Museum raus, rein in das winterliche mit Kitsch behangene Straßentreiben, eine Runde frieren bitte, zurück zum Eingang, um sich in den kuscheligen Wintermantel zu retten.

Berlin Spionagemuseum
Berlin Spionagemuseum
Berlin Spionagemuseum
Berlin Spionagemuseum

Der Eingang zum Gropius Bau, wo wir uns eigentlich zwei Exhibitions ansehen wollten, war architektonisch (und manteltechnisch) durchdacht, aber trotzdem mit einer Menschenschlange verziert. Zwecks Warteschlangenproblem wurde aus zwei Ausstellungen eine: Lee Bul: Crash. Verstörend und inspirierend, monoton und schillernd. Fazit: trotzdem gut.

Fertisch & hungrig

Nach 3h Museum waren die Füße beleidigt, der Magen hungrig und weil Berlin, die alte Hipsterbude, an jeder Ecke min. 1 Café, 1 Restaurant und 1 Krimskramsladen hat, war die nächste Sushi-To-Go-Option nicht weit.
Spät abends noch schnell ein Hüpfer in den überdimensionalen Dussmann Store und stundenlang Bücher abfotografieren (für die spätere Onleihe...), den Kitschbehang am Potsdamer Platz bewundern, mit dem Bus eine nächtliche Runde drehen, um sich ein paar Sehenswürdigkeiten in Erinnerung zu rufen.

Da kiekste, wa?!

Apropos: Trotz selbst organisierten Exkursionen zu verfallenen Plattenbauten in verrufenen Arealen, hatte ich Berlin nicht als Graffiti-Moloch mit geballten Polizeieinsätzen inkl. Körperdurchsuchungen bei U- und S-Bahn-Stationen in Erinnerung.
Für's nächste Mal werde ich mich bemühen, mir den Berliner Dialekt anzueignen, damit ich auch mit ihnen in Kommunikation treten kann. Versprochen.

#LifeIsAnAdventure

 

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