22. & 23.07. 2019
Unsere Kriterienliste für die abendliche Campingplatzselektion wurde um einen Punkt erweitert: der private Spa-Bereich alias privates Badezimmer alias privater Indoor-Zeltabstellplatz. Angesichts der Temperaturen und der Preise für alternative Unterkünfte (vor allem in Nationalparks) ist dieser Faktor entscheidend für die Vermeidung von gefährdeten, potentiell absterbenden Extremitäten.
Seit Montag sind wir auf den Spuren von europäischen Missionaren, Fotografen und Diamantenabbaumenschen. Der Norden hat viel Geschichte und hey, wer fährt schon wegen der wilden Viecher nach Südafrika, wenn man sich gleich mehrere Museen reinziehen kann? Zu Ehren der Moffats, eine Missionarsfamily on Tour im letzten Jahrhundert, wurden in dieser Gegend gleich zwei Museen errichtet – dass mit ihr auch der famöse Dr. Livingstone in Zusammenhang gebracht wird (weil: happily married mit der Missionarstochter), war sogar mir neu. Im Mary Moffat Museum in Griekwastad wurden wir mit einer ungewollten Führung beglückt, da sich alle paar Minuten eine Stimme aus dem Off meldete: „You can ask anytime in case you have got questions!“ Schlussendlich fügten wir uns und hatten die besten Unterhaltungen, die es in einem kleinen Häuschen in einer afrikanischen Kleinstadt wohl geben kann. Von Apartheid und dem heute noch im Ort als Mahnmal existierenden Galgenbaum, von verschiedenen Bevölkerungsgruppen und ihren Bedeutungen, für die heikelsten Themen war Platz. So geht lebendiger Geschichtsunterricht!
Das große Loch in Kimberley
Im Café „Proviand“ gegenüber gab’s das obligatorische (wässrige) Tagescafétscherl mit einer südafrikanischen (eher zach heftigen und süßen) Begleitspeise namens Malva. Man muss sich in fremden Ländern immer auf Gaumensex mit neuen Speisen einlassen – da tun sich ganz neue Perspektiven auf. Mit der süßen Pampe im Magen begrüßte uns Kimberley, DIE Diamantenstadt mit dem damals händisch gegrabenen Big Hole, welches man aus schwindligen Höhen (voll das Meine!) begutachten kann. Riesenmuseum, (gewollte) Führung, Filmvorführung im Kinosaal und Rundgang in einem nachgebauten Stollen bzw. in der wiederaufgebauten Diamantenstadt inklusive. Wir haben uns genau eine Aussichtsplattform vorgestellt und sonst nix. Wir waren baff und verbrachten dementsprechend viel Zeit dort. Sehr zu empfehlen diese Gegend…
Das Böse ist immer & überall in Kimberley
Der Kälteeinbruch ließ uns in ein kleines B&B flüchten, wobei wir mit Entsetzen feststellten, dass das gemietete Zimmer – mit Pferdestalltür und direktem Ausgang auf die Koppel – ebenfalls gefühlte 0 Grad hatte. Wir schliefen im fetten Meerjungfrauen-Outfit (siehe Beschreibung im vorigen Blog-Eintrag) UND mehreren Decken. Aber wir schliefen… die ganze Nacht durch… und wurden in der Früh von einem unerwartet liebevoll gestalteten Frühstücksraum überrascht. Der Plan, die abendliche Futtersuche in einem Restaurant zu beenden, scheiterte, da uns der freundliche Besitzer-Opa erklärte: „Yes, there are restaurants. Only a few hundred meters away.“ Ich: „Can we walk there?“, „No, you do not walk there. You take the car. And you certainly do not go to the other side of the road.“ Alles klar, dieses Fleckchen Erde wurde somit zu Klein-Johannesburg erklärt und wir verzichteten auf Ausgang. Der Gaskocher mit Nudeln befüllt tat es im Zimmer auch.
Verborgene Schätze
Wir checkten Kimberley folglich mit dem Auto ab und sagten Hallo zum McGregor Museum und der Duggan-Cronin Gallery – auch hier waren wir endlos begeistert. Wer Südafrikas Geschichte verstehen und sich von frühen schwarz-weiß-Fotografien mitreißen lassen möchte, der ist hier am richtigen Ort. Wer von den ausgestellten Exponaten nicht genug hat, darf höflich und mit einem großen Smile beim Personal nachhaken, ob man aus der Sammlung mehr sehen dürfe.
Man wird zu einem schrulligen Historiker nebenan geführt, der sein Archiv bewacht wie Gollum seinen Schatz, aber mega happy ist, wenn Touristen vorbeischauen UND Interesse an der Collection haben. Aus dem verschlossenen Raum grub er 2 Bücher mit Abdrucken von frühen Werken des Fotografen aus und gab uns alle Zeit der Welt, diese auf einer Couch aus dem 19. Jahrhundert zu bestaunen. Außerdem genossen wir einen historischen Augenblick, da wir offiziell als die letzten Gäste des museumseigenen Cafés durchgingen. Es gab die braune Brühe, aber keine Becher mehr. Um der Sucht nachzukommen, trugen mich meine Füße zum Auto, meine Hände fassten den faltbaren Camping-Cup und brachten ihn zur Kellnerin. Ich muss festhalten, dass dieser 500ml (!!!) Fassungsvermögen besitzt. Als ich „one cup of coffee“ als Bestellung aufgab, war damit keine Randvoll-Befüllung gemeint, bekam sie aber und bezahlte auch nur eine Tasse. Preis-Leistung passt.
Jetzt hocken wir – vom Sandwind komplett eingesaut – im Molaka National Park, einem irrsinnsteuren Camping. Außerdem wollte uns die Rezeptionstante zuerst einreden, dass kein Platz mehr frei wäre und hätte uns beinahe ein noch teureres Zimmer (ohne Wasserloch) angedreht. Zweimal fragen und schwupps gibt das System einen Campingplatz frei. Geht doch. Diesmal im Private Spa: Tent in the Shower. Kuschlig warm war’s zwar auch nicht über Nacht, aber um Welten besser als draußen…
Der dumme Spot kam inklusive eines ungepflegten, unbeleuchteten und fast ausgetrocknetem Wasserlochs, das – wie Ai-Ais auch schon – voll angetrailert wurde. Ich weiß nicht, wie viele Wasserlöcher ich bereits gesehen habe, aber das ist mit Abstand das Lächerlichste. Preis-Leistung geht gar nicht; ein absolutes Lowlight! Statt den Viecherln am Wasserloch kamen unsere Nachbarn dahergelatscht, eine deutsche Familie, die zwar super nett und partiell unterhaltsam war, aber die uns mit ihren nicht enden wollenden Reise-Adventures ein wenig vom Schlafengehen abhielten. Und wie wir alle wissen, brauchen Meerjungfrauen für eine sichere Weiterreise ihren Beautysleep.... im Zelt… unter der Dusche…. im Private Spa.
#LifeIsAnAdventure
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