Tägliche Abenteuer auf den Straßen
Taxis rauf und runter
Kurz vor der Ankunft hatte ich mir überlegt, für die 3 Wochen ein Auto zu mieten. Der Preis dafür war allerdings fast so teuer wie mein Hin- und Rückflug, was meines Erachtens in keiner Relation steht. Deswegen wird fleißig Taxi gefahren. Täglich. Mehrmals. Von Eros, dem Reichenviertel, wo ich bei Freunden untergebracht bin, ins Stadtzentrum, zur Suppenküche, nach Wanaheda, wo Monica zu Hause ist, zurück ins Stadtzentrum, etc.
Preisfaktor Taxi
Taxameter gibt's natürlich nicht, man muss die Preise kennen. Die sind wenigstens relativ leicht zu merken: Die Zauberzahlen lauten 12 NAD bzw. 24 NAD. Probleme gibt's bei der für mich nicht ganz logischen Aufschlüsselung. Von dem Stadtteil Eros bis nach Katutura zur Suppenküche zahlt man für eine knapp 30-minütige Fahrt 12 Dollar, solange man sich bei der Kreuzung, d. h. 20 m vor der Suppenküche, ausladen lässt. Ist man zu faul, dieses kurze Wegstück selbst zu gehen, werden 24 Dollar fällig. Ein weiteres gutes Beispiel ist folgende Route: Monicas Zuhause > Chameleon Hostel im Stadtzentrum. 12 Dollar, wenn man beim KFC rausspringt, 24 Dollar, wenn man das Taxi noch weitere 90 m in Anspruch nimmt, damit man direkt vor demHostel steht. Argument: Es gibt hier keinen Taxistand. Den gibt es aber zu 90% nie, auch wenn man 12 NAD zahlt. Gegenargumentation: zwecklos. Jetzt kann man als Unwissender unterstreichen, diese 90 m sind locker zu Fuß zu schaffen. Ja sind sie auch, aber in dieser Stadt geht man (vor allem abends!) keine 90 m zu Fuß. Nicht allein. Nicht als weiße Frau.
Weiters gilt es zu wissen: Ob von mir daheim oder vom Stadtzentrum - zu Monica nach Hause sind es immer 24 NAD, weil man sich direkt vor die Haustüre bringen lässt (die Straße ist zu weit zum Gehen). Nicht vor die Haustüre = 12 NAD. In die entgegengesetzte Richtung sieht das schon wieder anders aus: Fährt man von Katutura zurück nach Eros, sind ausnahmslos und immer 24 NAD hinzulegen.
Alles klar, oder? Genau. Ich muss auch immer wieder bei Freunden nachhaken, wie viel Dollar wohin zu zahlen sind... und manchmal hat man das Glück, doch auf einen Driver zu treffen, der mit sich verhandeln lässt. Taxifahren summiert sich nämlich ganz schön, wenn man zig Strecken am Tag zurücklegt.
Sicherheitsfaktor
Der ist nicht zu 100% gegeben. Dass ich ein Straßentaxi (die mit den riesen Nummern auf den Autos) in der Nacht alleine nehme, kommt für Monica soundso nicht infrage. Da werden dann zwei ihrer Söhne als Bodyguards, einer links, einer rechts von mir, an meine Seite gesetzt und ich werde spazieren gefahren.
Abgesehen von diesen Taxis gibt es auch noch die sogenannten "seriösen Anbieter" wie Dial a Cab, Windhoek City Cab bzw. LEFA (die letzten beiden funktionieren auch über App, sind quasi namibische Uber-Abklatsche) und wie sie alle heißen. Seriös = teuer = not made for every day. Außerdem sag ich: Auch bei den "seriösen" Taxifahrten sind schon unseriöse Dinge passiert. Nachweisbar.
Man sollte außerdem wissen, wo man in die Taxis einsteigt. Menschenüberfüllte Plätze sind nie gut, Überfall fast garantiert,... denn Windhoek bleibt Windhoek (wäre fast gestern passiert, obwohl ich mit Monica & Co unterwegs war - alleine wäre ich in solchen Gegenden soundso nie unterwegs). Des Weiteren gibt's ein paar Sicherheitstipps (von den Einheimischen kopiert und für absolut brauchbar befunden): Das Geld wird aufgeteilt... am besten wird ein Teil in der Tasche (falls man wirklich eine dabei haben muss!) verstaut, der andere im BH, ein weiterer im Schuh, der nächste Anteil in der Hose, auch gerne Unterhose. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Kreditkarten & Co habe ich nur bei mir, wenn ich Geld abheben muss. Dafür gibt's andere Sicherheitskriterien.
Unterhaltungsfaktor
Dieser ist meistens hoch. Laute Musik, dance moves vom Fahrer oder den anderen Gästen, manchmal inklusive Gesang. Handygezwitscher zwischendrin, lauthalsige Korrespondenz über's Telefon. Wenn man selbst gesprächsfreudig ist, hat man so gut wie immer high life im Auto. Oder man spielt life coach für die depressiven Fahrer, kommt auch vor. Einen Rabatt auf den Fahrpreis bekomme ich trotz meines guten Services nie.
Am liebsten sind mir jene Driver, mit denen man über Gott und die Welt philosophieren kann,... wo man nie wieder aus dem Taxi aussteigen will, weil es so viel zu diskutieren gibt. Nach einer gewissen Zeit in einem Land hat man dafür seinen Lieblingsfahrer gefunden. Meiner in Namibia ist definitiv Rejoice. Relativ pünktlich (= Seltenheit!), lustig, smart, immer für gute Gespräche zu haben. Nach dem Drop Off stehen wir manchmal Stunden vorm Haus und kommen aus dem Reden nicht mehr raus. Wäre da nicht die Problematik der Hautfarbe, die in dieser reichen Gegend sehr wohl eine Rolle spielt, würden wir wohl oft die ganze Nacht durchquatschen. Neulich ging beim Nachbarhaus der Alarm los. Hat mich zuerst wenig irritiert, weil das ständig der Fall ist. Das Geheule wollte aber nicht aufhören, was meinen Lieblingsfahrer etwas nervös werden ließ. Sollte die Polizei anrücken, wäre er als Schwarzer auf der Straße der Erste, den sie aufhalten würden, erklärte er mir. Wir waren uns einig, das Gespräch nicht fortzusetzen and off he was.
Gestern Abend, gleiches Haus, anderes Szenario: Ein Pick-up fuhr x-mal an uns vorbei, mit grellen Scheinwerfern bewarf er uns. Ich war beim dritten Mal echt beunruhigt, vor allem als Rejoice mir erklärte, das seien selbst ernannte community patrol "Einheiten", die am Abend die Gegend bewachen. Und weil wir da mit einem Straßentaxi inklusive schwarzem Fahrer in einer rich people Gegend rumstanden, wo sonst nie Taxis vorzufinden sind (weil jeder Mensch dort mind. ein Auto besitzt), war das super verdächtig. Bei der 9. Kontrolle - wir mitten im Rampenlicht - war es ihm zu blöd, stieg aus, hielt den Pick-up - mit zwei Weißen besetzt (was sonst?) - auf, erklärte ihnen in Ruhe, dass er mein Fahrer sei, mich heimbrachte,... woraufhin ich in gleißendes Licht getaucht wurde, um sicherzugehen, dass ich a) weiß bin und eh in das Haus gehöre, b) noch am Leben bin (als Beweis habe ich brav gewunken). Test bestanden. Aber Bock weiterzureden hatten wir nicht mehr. Awkward situation für uns beide. Er beendete den Abend mit den Worten: "We are used to it." Und ich: "It should not be like that." Traurig, aber wahr.
#LifeIsAnAdventure
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