Kallaste

Ich will nicht den Prinzen, ich nehme das Schloss

Sigulda. Da steht man vor dem neuen Schloss (ein hässliches Teil) und wenn sich nicht genau dahinter die Schwertbrüderordensburg Segewold aus dem 13. Jhdt. verstecken würde, dann müsste man auch dort nicht aufkreuzen.
Auf die Burg folgt Natur. Am Weg liegt der Gauja National Park - der größte und älteste in Lettland. Einmal dort, erkundet man die Gutmannshöhle, bewundert Inschriften von Liebespaaren in schwindelerregenden Höhen und probiert beim Wandeln in Knoblauch geröstete Mandeln. Klingt komisch, is aber geil.

Auf Natur folgt - BINGO - wieder ein Schloss, diesmal im Angebot: Turaida. Quasi semi-neu (da restauriert) und auf Tourismus ausgelegt, kann bei vorhandener Motivation der Bergfried erklommen werden. Belohnung für den Sport: Foto mit Sicht auf Burghof und dem Fluss Gauja.

Auf Schloss folgt Burg. Cēsis hat auch eine aus dem Mittelalter zu bieten. Sie wurde lediglich von Rea beehrt, da der Hunger von uns anderen zu groß war. Die gastronomische Feldforschung zog uns ins Kaffee-Restaurant Priede, in welchem sich die Pat mit alkoholfreiem Gartencider beschwippste und wo es weder Suppe noch Bruscetta, dafür einen unvergesslichen Innenhof und Süßkartoffelpommes mit Gurkensauce gab.

Cēsis
Cēsis
Cēsis
Wir kreiseln durchs Land

In diesem Land gibt es überdimensionale Kreisverkehre. Aber mit so viel freiem Land muss man auch was anfangen. Warum also keine Riesenkreisel mitten im Nirgendwo bauen, um den massiven Verkehr von 5 Autos per Stunde in der Pampa zu regulieren?
Wir passierten davon etliche, um über die Grenze nach Estland zu kommen und befanden uns am Abend in einem super sweeten Appartement in Elva, wo wir haargenau nach Packungsangabe die Nudeln für das Abendessen 5 bis 8 Minuten (?!) kochten.

Der Roadtrip brachte uns ins Ahhaa Museum in Tartu; wie kleine Kinder erforschten wir Windkanäle, in welchem uns die Haare zu Berge standen, optische Täuschungen, bei denen wir uns niederschielten, anatomische Seltsamkeiten, die uns ein Ahhaaaaa entlockten.

Essen ist ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst

Nach viel Staunen und Lachen wurde die Innenstadt begangen. Herumflanieren macht immer müde und folglich hungrig, da kam uns der alte Gunpowder Cellar für die sofortige Nahrungsmittelzufuhr gerade Recht. Im dunklen Gewölbe und neben Pulverfässern verspeisten wir bei Jazzmusik "Estonian mashed potato dish with smoked meat and roasted onion in a bread bowl". Exzellentest!

Die Pat präferierte für das Dessert Essen auf 4 Rädern, suchte in ihrer Bagage und wurde mit den Worten "Bam Oida, i hab an Apfel!" kurz vor Ankunft in Kolkja doch tatsächlich fündig. Die dortigen Kirchen waren keinen einminütigen Aufenthalt wert. Enttäuscht versuchten wir unser Glück in Alatskivi. Wie sich herausstellte befanden wir uns auf Disneys kitschigsten Spuren. Ein nachgebautes Schloss, alles andere als schön anzusehen, für das Museum hatte keiner mehr Motivation und somit war der Besuch mit einem schnellen Gang durch die Blumenanlage erledigt. Die Gulaschhittn - wie Manu sie lieblichst nannte - hat bessere Konkurrenz im Land.

Tartu
Tartu
Alatskivi
Eine Nacht zwischen Sovjetbeton

Für den letzten Stopp des Tages suchten wir uns das bunte Fischerstädtchen Kallaste aus. Romantisch verträumte Bildchen kann man dort einfangen. Hübsch und nett isses, die Holzhäuschen faszinieren mich nach wie vor. Nach diesem Fußmarsch war's soweit, dass wir begannen miteinander in Gähnlauten zu kommunizieren. "Deutsch - Gähn/ Gähn - Deutsch" wird zwecks Erhaltung der Gruppendynamik von Pat übersetzt, die sich im Laufe der vergangenen Tage als Dolmetscherin in dieser Domäne herausragende Qualifikationen angeeignet hatte.

Um die Spannung aufrecht zu erhalten, schlafen wir heute an der russischen Grenze. In Narva beziehen wir ein knallbuntes Holzhaus umzingelt von betonsicheren Sovjetbauten, bewohnt von russisch sprechenden Menschen. Das Abendessen am Parkplatz unterm pavillonartigen Moskitonetz zieht auch sicher überhaupt keine Aufmerksamkeit auf uns Touristen...

#LifeIsAnAdventure

Narva