Rückreise Ticket

Reisedokumentation ist nun wichtiger denn je.

36h hin, 26h zurück

Die Rückreise wäre flugtechnisch bereits organisiert gewesen, hätte es eine annehmbare Möglichkeit gegeben, die Hauptstadt der Liebe ohne einen Umweg von 24h+ zu erreichen. Corona-sei-Dank konnte der vermeintliche Rückflug auf Januar 2021 kostenfrei umgebucht werden, die Freundin in Regensburg, die Obercheckerin der Reisebranche, die Königin der Ticketfindung, die ... ok ich hör schön auf... - sie hat mir auf jeden Fall die Rückreise mit Turkish Airline (TK) ermöglicht - ein Billet, welches für Otto-Normalverbraucher im Online-Flugstore nicht buchbar war.

Vorausschickend sei gesagt: Es lief nicht ganz ohne Drama, doch meine Devise ist: Immer das Positive sehen. Der Trip war diesmal um 10h schneller, das Service bei Turkish wie zu erwarten top (es gab immerhin was Essbares zu essen, mehrfach zu trinken und freundliches Personal, zudem Hygienekits beim Boarding; Tipp: Air France könnte das Personal zur Weiterbildung zu TK schicken) und was wäre eine Reise, wenn man keine Geschichten erzählen könnte.

 

Rückreise Hygienekits

Viel Stille macht viel Lärm

Der Flughafen in München befand sich in einer leblosen Hülle, einer Stille, die lediglich von aufgescheuchten Pandemie-Reiseopfern belebt wurde. Unter diesen: Ich. Unbescholten legte ich beim Check-in die notwendigen Unterlagen vor. The conversation went like this:

Angestellte: "Das Kürzel NKC.. noch nie gehö..." - Ich: "Nouakchott, Mauretanien."

Angestellte: "Aha. Ich muss erst nachsehen im System." - Pause. Warten. Lautstarke Klärung mit dem Kollegen nebenan.

Angestellte: "Nouaaaak..." - Kollege von nebenan: "Nouakchott. Nur mauretanische Staatsbürger sind zum Flug zugelassen." Ich: "Und Menschen mit Aufenthaltsgenehmigung."

Angestellte: "Haben Sie die?" - Ich: "Liegt vor Ihnen. Zusammen mit meiner Dienstkarte." - Kollege von nebenan: "Aufenthaltsgenehmigung steht nicht im System." - Angestellte: "Aufenthaltsgenehmigung steht nicht im System. Kommen Sie mit." Immer dieses Echo in meinen Ohren...

Ich verstehe, dass in diesen Situationen Entscheidungsneurosen beim Personal vorprogrammiert sind, wenn es sich nicht korrekt an die Regeln hält. Folglich mache ich ihnen die Arbeit nicht schwerer, sondern bleibe ruhig und warte im Turkish Airlines Office das Urteil ab, während sich 3 aufgebrachte Corona-Reiseopfer neben mir die Kehle aus dem Leib schreien, weil sie nicht für den Flug zugelassen werden. Das Gezeter brachte ihnen Nüsse, kein Wenn und Aber führte an einer Umbuchung vorbei.

Die Belegschaft war auch mit mir gut beschäftigt. 10 Minuten hier, 10 Minuten dort, ich mich noch mal erklärt und noch mal erklärt, den Sicherheitsbeauftragten von der Firma in Mauretanien nicht erreicht - der wäre mein Joker gewesen. Nach einer halben Stunde kam ein neues Gesicht hinter der Glasfront hervor, ein Charisma wie ein Pflasterstein, und versuchte, mein Gemüt aufzuhellen mit folgendem Satz: "Ich schreibe nun eine Mail nach Mauretanien, um zu wissen, ob wir Sie an Board lassen dürfen." Meine innere Stimme so: NEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIN!!! BLOSS. KEINE. MAIL. Da würde ich noch 5 Tage (oder länger) im Terminal rumlungern. Meine reale Stimme: "Könnten Sie bitte anrufen, ich befürchte, wir bekommen sonst die Antwort nicht rechtzeitig." Voilà, die Diplomatie.

Fliegen und Landen

Nach 50 Minuten war das Drama behoben und das Fliegen nahm seinen Lauf. Istanbul Airport, soundso eine Konstruktion für sich, belebter als München, aber im Vergleich zu sonst trotzdem tot. Während meines 6-stündigen Aufenthaltes hat mich am Corona-Management Folgendes am meisten fasziniert:

- vom Bankomatlesegerät bis hin zu den Lippenstiften im Duty-free: die Plastikfolienabdeckung feiert großes Revival.

- in Restaurants, Geschäften, egal wo: Der Boden ist überwuchert mit Abstandsstickern (in der Türkei ist der Babyelefant größer als in Österreich... da misst er stolze 1,8 m - oder vielleicht wächst der dort sogar?)

- die Transferbusse am Flugfeld: getaktet und nie überfüllt (Österreich, bitte auch zur Schulung...)

- der Covid-19 Informationskanal im Entertainmentsektor an Board

- die Rolltreppen: idiotensicheres Abstandhalten ist möglich dank großartiger Markierungen

- das Hygienekit vorm Einsteigen muss einfach nochmal erwähnt werden.

Rückreise
Rückreise
Rückreise

Das Ankommen in Nouakchott war na ja ... sagen wir mal so: Ich wusste, Afrika hat mich wieder. Das Interieur des Flughafens heiß, das Exterieur schwül und ich verschwitzt. Der vertrauten "es-is-eh-ois-wuaschd-Mentalität" stand ich nach dem Aussteigen in Person gegenüber: Ein Mediziner (?), dessen Maske den Mund, aber nicht die Nase bedeckte, fragte mich nach Adresse, Telefonnummer und ob ich denn den PCR-Test mitführen würde. Mein Körper war bereits in Beugung, um den Wisch aus der Tasche zu ziehen, als ich vernahm: "Achso, nein, ich glaube Ihnen." 05:30 Uhr, die Taxifahrer vorn heraußen witterten gutes Geschäft, weil ich verlassen auf mein "Shuttle", dessen Fahrer klassisch verschlafen hatte, wartete. Meine mauretanische SIM-Karte funktionierte auch nicht mehr (service desactivé), Anrufe waren unmöglich, aber wider Erwarten liefen die mobilen Daten einwandfrei, sodass das Abholservice über drei Ecken doch noch organisiert werden konnte. Rückreise check - Mauritania, ... I am back.

#LifeIsAnAdventure

Rückreise Flughafen NKC