Sossusvlei

31.08.2018 - 03.09.2018

Schotter, Schotter, Schotter wohin das Auge reicht. Damit ist natürlich nicht das Geld gemeint, sondern die Pisten, auf welchen wir seit 3 Tagen unterwegs sind.

Nacht auf der Schotterpiste? No way.
Berge & Wüsten

Vor Einbruch der Nacht hetzten wir unseren Flitzer in den Hakosbergen über den Gamsberg hinauf, ließen ihn auf den einsamen Straßen (stundenlange Fahrt, 4 gesichtete Autos) um die Berglandschaft züngeln und erkundeten mit ihm die in Pastelltönen gehaltene Landschaft. Auf diesen Fahrten legt der weiße VW ein Anpassungsverhalten wie ein Chamäleon an den Tag: Je nach Farbe der Piste (braun, grau, rot, ...) nimmt auch er diese schichtweise an - ganz zur Freude der Insassen, die sich in Folge an ihn farblich angleichen.
Mitten im Nirgendwo der Namib-Wüste fanden wir einen Camping, auf dessen Platz außer einer Toilette und Dusche nicht viel vorzufinden war (aber dafür einen Pool in der 1.5 km entfernten Lodge vorweisen können ^^)... Was macht man mit sonnengewärmten Bier? Bingo. Einkühlen. Wo & wie wenn kein Kühli rum ist? Lösung ist easy cheasy, wenn man Sand und Steine vor sich liegen hat (danke, liebe Namib Wüste). Schnell waren die Löcher gegraben, mit Wasser getränkt, die Dosen/Flaschen hineingelegt, mit Sand bedeckt ... und die Natur tat ihren Rest. Das ist nur einer meiner gelernten Survival-Tricks ...

Nacht auf der Schotterpiste? No way.
Highlight des Südens

Bei den Schotterpisten klinken sich auch Andys Bandscheiben in regelmäßigen Abständen aus, wo sie sich doch gerade erst vor Kurzem beim sanften Wiegen im Chobe Nationalpark dank des Sandfahrens eingerenkt hatten. Alle Schmerzen (inklusive Bandscheiben, Ziehen und Zerren in Händen, Frostbeulen von den Eisnächten im Zelt, Kopfweh vom zu-lange-gegen-die-Sonne-fahren, etc.) werden bei den Fahrten jedoch vergessen, da man vor lauter Bestaunen der Natur kaum noch ans Atmen denkt.
Unser letztes Ziel war Sossusvlei, Naturhighlight des Südens - keine Frage. Für das, dass Tausende Touristen im Jahr dorthin düsen, scheint sich die Regierung wenig um die Erhaltung der Piste zu kümmern. Jene Touristen im 4x4, die sich über den Zustand beklagen, sollen mal uns fragen. Wir ... in dem lächerlichen VW Polo (ein Schrottteil btw, würde ich nie kaufen ... aber das ist eine andere Geschichte) ... ein Traum an zurückgelegten Kilometern. Zum Thema Zustand der Piste zitiere ich (wen auch immer): "Man kann sich aussuchen zwischen sch*** und ganz sch***!"
Die Knochen butterweich, der Allerwerteste gut durchmassiert (so spart man sich Massagekosten ... heißer Survivaltipp meinerseits) erreicht man dann den Ort Solitaire. Eine Lodge, eine Tanke, eine Bäckerei, lustige Schrottautos und sonst nix. Dort kann man sich noch so um die eigene Achse drehen, man wird nichts anderes finden. Obligatorischer Pausenstopp dennoch, um den weltberühmten Wüsten-Apfelkuchen zu verkosten. Fazit: Gibt gut Kraft, um weiter auf vier Rädern gegen das Geröll anzukämpfen.

In der Dunkelheit ohne Permit

Auf solchen Reisen bestätigt sich immer wieder: für jedes Problem gibt es eine Lösung (manchmal ist dafür eine kleine Portion Glück nötig). Kein einziger Camping in der Nähe des Parkeingangs wollte uns aufnehmen. Hab uns schon an der Schotterpiste schlafen gesehen... ein bisschen Abenteuer kann nicht schaden... wenn wir schon nicht wild campen können mit unserem Gefährt, dann eben direkt neben der Piste ^^. Aber unsere Ratio hat uns nicht ganz verlassen, also fuhren wir auf gut Glück zum Sesriem Park, wo wir auch tatsächlich den letzten freien Platz ergatterten.
Zu unredlichen Zeiten und im absoluten Dunkeln (05:30 Uhr) machten wir uns bereit für die 60 km lange Teerstraße (endlich!), die uns durch den Park zu Sossusvlei und Deadvlei führen sollte. Wir, mega stolz, dass wir die ersten am Gate waren, warteten geduldig auf die Öffnung, welche auf 06.15 Uhr angesetzt war. Um 06:13 Uhr sagte ich Andy, sie soll doch in unserem Mullauto mal das Permit suchen, das wir am Vortag für das Betreten des Parks artig gezahlt hatten. Um 06:15 Uhr, nach reichlichem Gewurschtel, kam der Wärter auf die Minute genau (das ist hier sonst NIE der Fall ...) aus seinem Häuschen, bewegte sich zu uns zu und wir standen da wie die begossenen Pudel ohne Permit. Da hilft nur eins: bezirzen. Bringt fast immer die Lösung zum Problem. Ohne viel Grips ist dieser Survivaltrick anzuwenden. Et voilà 3 Grinser später waren wir drinnen und düsten feucht fröhlich den Dünen entgegen.

Skurrile Kolonialgeschichte mitten im Nirgendwo

Mit dem allerersten 4x4 Shuttle des Tages ging's vom Parkplatz für Ottonormalverbraucherautos in den sandigen Teil, von dort zu Fuß weiter im unbeschreiblich kalten Sand der Nacht ins Deadvlei, wo sich bereits (selbst ernannte?) Profifotografen in einer Linie mit ihren Megacams aufgestellt hatten. Die Sonne kam in Bewegung und so auch die Kameraschlepper. Wehe man lief ihnen ins Bild ... Aber sie durften sich natürlich frei bewegen und stellten sich schön vor uns, wenn wir einen besonders schönen toten Baum im orangen Licht anvisierten.

 

Auch diese Reise nähert sich dem Ende - wir sind deswegen langsam aber sicher unterwegs zurück in die böse Stadt (aka Windhoek). Heute kamen wir schon mal bis zum Duwisib Castle - ein irres Schloss in the middle of nowhere, von einem Deutschen 1909 erbaut. Ein krasses Stück deutsch/namibischer Geschichte, das hier geschrieben wurde. Da mir in diesen kalten Gemäuern gerade die Finger trotz wilden Getippses kalt werden, höre ich vorsichtshalber mal lieber auf und stecke die Hände in warme Jackentaschen.

 

#LifeIsAnAdventure