Wien Kitsch

Hello, ooh-oh, Vienna calling

Wann weiß man, dass man in Österreichs Hauptstadt angekommen ist? Wenn die Leute um einen herum nur am sudern sind. Der Taxifahrer am Wiener Hauptbahnhof war fuchtig, weil wir vom 10. in den 10. Bezirk wollten. "Ihr sad's scho de Viertn, de ned weita weg wuin. Des san nua 5 Minutn." Ja, sorry, solche f*** Arbeitstage hat jeder Mal. Wir hätten ja im Normalfall auch unsere Füßchen bequemt, uns zur AirBnb Wohnung (ich weiß, ist böse, das zu buchen!) zu bringen, aber der Schlüsselübergabe-Mensch wartete schon und weil wir nicht noch später ankommen wollten, musste des Taxlers Grant dran glauben. Der Suderer war mir allemal lieber als der taxistische Spaßvogel aus Innsbruck, der mir grad und grad keinen Heiratsantrag vor meiner Mutter während der kurzen Fahrt gemacht hat.

Wien 10. Bezirk
Achtung, Überfall

Schuhe in die Ecke geschmissen, den Koffer im Gang stehen gelassen, in das Bett geflaggt, um zu eruieren, was als Nächstes ansteht. Es gibt nichts Schöneres als planlos zu sein. Unsere Spontaneität ist uns sehr lieb, den Verwandten in Wien weniger. Egal, dachten wir uns, und riefen mal durch, was sie denn so am Wochenende geplant hätten, denn - Surprise! - wir waren ganz in der Nähe. Bis die Antwort kam, ob wir eine Audienz erhalten würden, vertrieben wir uns die Zeit mit Dahinschlendern in den Straßen. Schaufenster geguckt. Läden begutachtet.

Kitsch zum Anfassen

Verwunderlich ist, was es alles für Glump gibt. Manchmal stehe ich vor dem Zeug und bin so verwundert, wer sich das in die Wohnung mitnimmt, dass ich davon Fotos machen muss. Großkatzen im Glitzerregen. Güldene Elefanten als Buchständer. Porzellan-Hasen mit mega Plüschhalsschmuck. Sexy. Ich könnte viele meiner Afrika-Bilder super am Markt anbringen, indem ich sie mit Glitzer verziere, per Photoshop umgestalte, dass es nach echter Malerei aussieht und dann verhöker. Scheint eine Geldquelle zu sein. Mein Favorit war aber: Eine Plastiktischdecke vollgepflastert mit Gemüse, Obst und Allerlei.

Weg vom Krempel, hin zur Kunst

Mamas bestem Freund, ein Fotograf, der sich selbst dem spontanen Lebensstil verschrieben hat, wurde kurzfristig ein Besuch abgestattet. Auf dem Weg in seine Wohnung, die einem faszinierenden Raritäten-Musuem gleicht, verliefen wir uns im Stock. Meine Mutter meinte: "Da, den Gang runter, letzte Wohnung..." und zack standen wir inmitten einer Studenten-WG, die gerade dabei war, die Küche auszubauen. Natürlich wurden wir eingeladen, bei dem Ausbau mitzuhelfen – dankend wanderten wir in den 3. Stock zur eigentlichen Wohnung.
Zu Musik aus den 60-ern genossen wir insgesamt 3 Flaschen Rotwein, schafften es zwischenzeitlich von der Couch im Wohnzimmer auf die Stühle in die Küche und hockten bis 2 Uhr morgens.

Alles, bloß nicht ins AKH

Ein fluchender Taxler (wegen der Baustellensituation im 8. Bezirk wie er uns dann erklärte) empfing uns vor dem Haustor und stellte uns vor unserer angemieteten Wohnung ab. Der dortige Spiegel im Badezimmer verhieß nix Gutes: Mit einem kleinen Punkt unterm linken Auge beginnt's bis sich die Pusteln über den ganzen Körper ausbreiten. Hallöle, allergische Reaktion! 2 Anti-Histamin Kapseln reingeschmissen, um den Besuch auf der Notfall zu vermeiden, bis 7 Uhr Morgens mit zugeschwollenem Auge wachgelegen, um regelmäßig den Magen rechtzeitig zu entleeren. So kann man einen Wien-Ausflug natürlich auch angehen.

Angeschlagen, aber fit genug für...

1. ein Frühstück beim Ruetz des Ostens (alias Anker).

2. einen ausgedehnten Museumsspaziergang im MAK, welches Koloman Moser ins Zentrum stellte. Wusstet ihr, dass Kolo Moser, Klimt, Otto Wagner und Schiele im selben Jahr (1918) verstarben? Ich auch nicht.

3. einen Naschmarkthatscher. Dabei gilt: Wenn man sich von der Kettenbrückengasse vorarbeitet, steigt man finanziell besser aus. Am anderen Ende wird's teurer. Die Stände sind voll mit buntem Zeug; die Entscheidung, was davon (gegen Bezahlung!) in meine Taschen wandern soll, kann ich prinzipiell nicht treffen. Deswegen nehm' ich entweder Chilipulver oder Wasabinüsse. War auch diesmal so, denn: scharf geht immer.

#LifeIsAnAdventure