Palermo - give me chaos, please!

Während ich schreibe, sitze ich schon in Rumänien, nahe der bulgarischen Grenze. The place to be. Aber dazu ein anderes Mal.
Im total überhitzten Hotelzimmer in Călărași reflektiere ich über meine 16-stündige Anreise nach Palermo, wo ich von Mittwoch bis Freitag – sprich nicht mal 40 Stunden - war und sage und schreibe 2 Meetingräume, 2 Restaurants und 1 Flughafen von innen gesehen habe.

Airport-Hopping

Nachdem die zweite Nacht in Krakau mit Monkey-Brain-Vodka geendet hatte, ging’s mit 2 Stunden Schlaf um 04:30 Uhr von Krakau nach München nach Verona nach Rom nach Palermo. Eindeutig der kürzeste Weg. Nach 9.5h Airport-Hopping sitze ich am Gate in Verona: TV lautstark von oben, grölend laute YouTube Videos vom Menschen links, italienisches Telefongekeife rechts von mir. Mein Kopf, der schon seit Stunden am Limit war, fand dieses Chaos very awesome. Noch dazu war dann der Anschlussflug nach Palermo verspätet,... kurzum: es war MEIN Tag.

Rumänische Flagge
Calarasi
Semi-legale Moped- und Taxifahrer

Vorweg ist zu sagen, dass die Architektur der Stadt wundervoll ist. Das Wenige, was ich sah, war wirklich umwerfend. Verwobene Gässchen überall… aus welchen im Zickzack über die Pflastersteine sämtliche kleine und große Karosserien schießen. Mopedfahrer, die ihr Handy unter dem Helm einklemmen, gegen den Fahrtwind schreien, um „legal“ telefonieren zu können. Wenig bis keine Beleuchtung in den Seitenstraßen und Fahrradfahrer, die im Verkehr darum kämpfen, ihr Leben nicht zu lassen. Auffallend waren auch das alltägliche Chaos (sei es beim Mittagessen, wo man 1h ansteht, obwohl reserviert worden war oder am Flughafen, wo es beim Bistro 4 Schlangen zum Anstellen gibt) und die vielen verwahrlosten und verarmten Stellen in der Stadt.

Palermo City Center

Palermo ist einer jener Orte, wo kaum jemand Englisch spricht. Mit Händen und Füßen unterhält man sich (mehr schlecht als recht), wenn man dem Italienischen – so wie ich – nicht mächtig ist. Wilde Gestik ist auch mit dem Taxifahrer notwendig, der in dem shared taxi seine Fahrkünste für gute 45 Minuten vom Flughafen in die Innenstadt zum Besten gibt. Leider bringt einen dieses Sammeltaxi nicht direkt vor die Hoteltüre, außer man zückt kurz die Geldtasche – nachdem alle Fahrgäste ausgestiegen sind – und setzt ein unschuldiges, fragendes Gesicht auf: „Ob da nicht was zu machen wäre?“ - ein Hoch auf die Korruption. In Palermo geht nichts, was nicht geht… jeder Preis scheint verhandelbar, genauso wie man nachhaken kann, ob man den Taximeter nicht bitte ausschalten könne. Eine korrekte Rechnung zu bekommen ist trotzdem kein Problem. In derartigen Situationen kann ich gut auf meine Afrika-Erfahrungen zurückgreifen; die kamen mir sehr gelegen in dieser Stadt.

Zurück zu dem 1. Taxifahrer am Mittwoch Abend. Mangels Sprachkenntnissen haben wir uns die ganze Fahrt über angeschwiegen. Aber wenn ein Italiener etwas kann, dann in zig Sprachen Komplimente machen. Die Korruptionsfahrt ist beendet, das B&B erreicht, Geld übergeben und da kommen sie, die 4 berühmten Worte. Weißt, da bist verschwitzt, stinkig, 16h ohne Auffrischung, die Arme traust dich nur noch millimeterweise zu bewegen, weil du in dieser Karosse Körper an Körper gepresst hockst und Angst haben musst, dass sich mit jeder Bewegung dein Schweißgeruch im Auto für immer manifestieren könnte. Und dann sagt dir der italienische Taxifahrer „You are very beautiful“. Genau. Total überzeugend.

Palermo City Center

Messerspielerei

Am Donnerstag Abend hatte ich ein sizilianisches Erlebnis der besonderen Art: Der Hotelbesitzer - nicht die Mafia - stand mit 3 Messer vor mir. Klingt wild, war aber eine Rettungsaktion. Nach dem Social Dinner mit den Projektpartnern (das nennt man wirklich so!) will Klein-Barbara eine der Hoteltüren aufsperren. 23:00 Uhr und das Schloss der Glastüre bewegt sich keinen Millimeter. 23:25 Uhr dieselbe Situation inkl. rot angelaufener Finger. Um halb 12 war’s mir dann zu blöd und ich habe den Besitzer telefonisch aus dem Bett geholt, der um Mitternacht im Anzug antanzte, mir die Hand schüttelte, die linke Seite seines Sackos öffnete und mir 3 verschieden lange Messer vor die Nase hielt. Da hat die Barbara große Augen gemacht im ersten Moment. Eine Klinge steckte wenig später oben im Schloss, die zweite auf der Seite und mit der dritten wurde das Metallstück enthebelt. Tadaaa. Lektion gelernt: Haste im Sacko 3 Messer, öffnet sich die Tür gleich besser (zumindest in Palermo ...).

#LifeIsAnAdventure