Hallo Stadt des Bösen

Zugegeben, der Gedanke, meine Freunde beim Projekt "Home of Good Hope" in Namibia um die Weihnachtszeit rum zu überraschen, kam mir schon bei der Abreise von Windhoek im Sommer. Aber ganz ehrlich: Die Flugbuchung war dann doch relativ spontan. Konnte ja damals, als sich die Idee manifestierte, nicht erahnen, dass sich ohne stundenlanges Herumgesuche ein Flug von Innsbruck (!!!) nach Windhoek für 500 Euro finden lässt. Hin und retour wohlgemerkt. Bevor mein rechter Zeigefinger den Mauszeiger auf den Button "Jetzt buchen" verschob, konsultierte ich meine Mutter, um gegenzuchecken, dass in den nächsten 3 Wochen eh nix Wichtiges familienintern anstehen würde. Adventszeit und so. "Du hast versprochen, die Weihnachtskekse zu backen", kam mir gedämpft entgegen. Falsche Antwort. Der Zeigefinger vollendete den letzten Mausklick.

Wenn schon Überraschung, dann ordentlich.

Viel Zeit blieb nicht, um den Besuch und die anstehende Projektarbeit vorzubereiten. Eingeweiht wurden lediglich 3 Personen: eine namibische Freundin, bei der ich 3 Wochen wohnen würde; ein befreundeter Taxifahrer, der mir das Shuttle vom Flughafen in die Stadt organisierte; Projektvolontärin Alina, die mithalf, den Willkommensakt mit Monica, der Projektleiterin vor Ort, zu arrangieren. Alle standen - selbstredend -  unter strengster Schweigepflicht.

34h nach Flugantritt, geprägt von Augenringen, die sich auch nicht mit Make-up kaschieren ließen, stand ich im Joe's Beerhouse, direkt vor der zu überraschenden Monica, welche - ahnungslos auf eine vierte Person wartend - vehement mit ihrem Handy beschäftigt war und partout nicht den Blick davon lassen wollte. Bis ich mit den Worten "Hi Monica" ihr Gesicht entgleisen ließ. Wären wir nicht von essenden Personen umringt gewesen, hätte sie vermutlich laut losgeschrien.

 

Ab nach Windhoek
Ab nach Windhoek
Sprachlos, fassungslos, in Schock

So die Zusammenfassung der verschiedenen Reaktionen. Alle Überraschungen sind geglückt, aber die absoluten Highlights waren sicherlich:

1. Shilla, Mitarbeiterin in der Suppenküche, die einen Urschrei bei meinem Anblick abließ, und Küsse überall in meinem Gesicht verteilte (inklusive eines versuchten Kusses auf meinen Mund, dem ich gekonnt auswich).

2. Mario, ein Freund, den ich telefonisch überraschen musste, da er nicht mehr in Windhoek wohnt. Dabei kam dieses Gespräch zustande:

Ich: "Hi there. How are you?"
Er: "No!"
Ich: "Yes!"
Er: "No!"
Ich: "Yes!"
Er: "Am I dreaming?"
Ich: "No!"
Er: "Are you sure?"
Ich: "Yes!"
Stille.

3. Greg, ebenfalls Mitarbeiter der Suppenküche und Sohn von Monica, war gerade dabei, den riesigen Essenstropf vom triefenden Regen ins Trockene zu befördern, als er mir gegenüberstand und ein total unspektakuläres "Oh, hey, Barbara" über die Lippen brachte. Auf meine Frage hin, ob sein Bruder ihn eingeweiht hätte, kam: "Nono, I am just in shock!"

4. Empfang von den Kids, die bei Monica zu Hause wohnen: Die Kleinen waren mega verwirrt, die Großen haben voll geschrien. George, der älteste Sohn von Monica, war gerade im Badezimmer, als ich ankam. Als er endlich fertig war mit der Duscherei, stand ich in der Küche, er kam raus, ging in sein Zimmer, sah mich also nicht und ich rief ihm hinterher: "Hey George, whenever I come to your house I see you half naked." Das Gesicht, als er sich umdrehte, war unbezahlbar.

Nach der Überraschung folgt die Arbeit

Ausnahmsweise steht kein Roadtrip im Zentrum; zum ersten Mal überhaupt bin ich ausschließlich für die Arbeit mit Monica hier. Abseits des Mithelfens in der Suppenküche steht dieser Aufenthalt im Zeichen des Netzwerkens. Neue Kontakte für die Projektarbeit schließt man in Zeiten wie diesen über Instagram, tauscht sich online aus, trifft sich anschließend zum Frühstücken in Windhoek. Neue Networks schafft man sich beispielsweise auf Parties hoch über den Dächern der Stadt mit Deutschen, Israelis, Namibiern, Franzosen. Oder aber man macht sich die täglich mehrfach zu tätigenden und laaangen Taxifahrten zu Nutze, um die Connections vor Ort auszubauen.

Das erste offizielle Meeting steht gleich an, es darf folglich gearbeitet werden. Gerne unter dem Titel:

Frankfurt Airport

#LifeIsAnAdventure