Alltag

Just a normal day

Der Alltag am Morgen im Luxustempel

Fertig von der Hitze der Nacht wurschtel ich mich gegen 7 Uhr aus dem verschwitzten Bett, strample das Moskitonetz weg, bewege mich schlaftrunken gen Dusche, in welche ich mich auch umgehend reinstelle, um meinen Körper von dem schweißigen Rinnsal zu befreien. Ist das mal erledigt, begebe ich mich in die Küche zu meiner Joghurt-Müslischüssel und versuche auf dem Weg dorthin so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Regel Nummer 1: Keinen Stress aufkommen lassen, weil sonst die frische Kleidung gleich wieder voll geschwitzt wird.

Während der Essenseinnahme versuche ich den hauseigenen Pitbull namens Pushkin zu ignorieren, der sich, aufgrund einer nicht näher zu definierbaren Allergie/Krankheit/Seuche, den halben Körper aufkratzt und blutig beißt, dabei ekelhafte Schmatzgeräusche von sich gibt und mich damit dezent in den Wahnsinn treibt. Ich hasse Schmatzgeräusche. Ich beachte jedoch Regel Nummer 2: Niemals aufregen (allein schon deswegen, weil sonst der Schweiß wieder ausbricht).

Multitasking kann ich. Bevor ich mich gegen 9 Uhr auf Taxisuche mache, sind sämtliche E-Mails, SMS, organisatorische Telefonate stress- und folglich schweißfrei erledigt - man muss jedes verfügbare Wi-Fi nutzen. Außerhalb der 4 Wände weiß man erstens nicht wie verlässlich die mobilen Daten sind und zweitens wie lange man noch im Besitz des Handys ist, es kann dir in der nächsten Minute gestohlen werden.

Alltag Windhoek
Der Vormittag in der Suppenküche

Das Geld gut an meinem Körper versteckt, latsche ich in der prallen Sonne in meinen Flip Flops den Luxushügel runter, genieße dabei die glasklare Aussicht, die man auf die Stadt hat. Die rechte Hand lässt die für die am Nachmittag stattfindenden Meetings vorgesehenen Sandalen in der Luft baumeln, die linke hält das Einkaufssackerl fest, in der ein Deo und eine zweite Klamottengarnitur darauf warten, later the day getragen zu werden. Klingt vielleicht sehr tussig und spießig, aber nach den Stunden in der Suppenküche, wo einem die Kids den Maisbrei und Soße über die Kleidung verteilen und andere Essensreste durch die Hitze wie Sekundenkleber solange an eben dieser haften, bis sie eine Waschmaschine von innen sehen, möchte man sich deswegen vor einem Meeting wenigstens umziehen. Wenn schon nicht duschen, dann wenigstens einparfumieren und die Stoffumhüllung wechseln.

Sobald das Taxi gefunden ist, bringt es mich mal schnell, mal langsam zur Suppenküche. Dort ergibt sich eigentlich immer derselbe Ablauf. Alltag halt. Essen austeilen, spielen, dazwischen werden mit dem Staff auf Plastikstühlen Dinge besprochen und Pläne geschmiedet, während die Kids auf und um einen herumtollen. Es mag wie Routine klingen, ist es aber nie. Sei es, weil in der Suppenküche die teuersten Stühle gestohlen wurden und nun überlegt werden muss, ob man sich die Mühe antut und dies der Polizei meldet. Sei es, weil über Nacht ein Überfall in der Gegend passierte, der in irgendeiner Weise mit einem der Kinder in der Suppenküche in Verbindung steht. Nein, langweilig wird es nicht.

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Der Nachmittag: entweder Meetings, Erledigungen oder family time

Spätestens gegen 14:30 Uhr schließt die Suppenküche ihre Pforten, da viele Kinder ihre Weihnachtsferien außerhalb bei ihren Familien am Land verbringen. Für Monica und mich heißt das meistens: Vor der Arbeit ist nach der Arbeit. Einen Termin bei einer Psychologin wahrnehmen, die eines unserer Kinder begleitet, Netzwerkpartner kennenlernen, Mittagessen (am Nachmittag) mit Schülern/Partnern in der Stadt, Zeugnisse von unseren Schulkindern einsammeln (nimmt mehr Stunden in Anspruch, als man glauben möchte), ein Weihnachtsschauspiel zwischendurch organisieren, Berichte an die internationalen Geldgeber schreiben, alle sozialen Medien bedienen, etc. Der Tag ist stets gut gefüllt. Wenn er nicht mit Erledigungen voll ist, dann mit Halligalli bis spät abends bei Monicas Familie zu Hause. Aber das ist gut so, denn Regel Nummer 3 lautet: Freunde dürfen nie zu kurz kommen.

 

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Der abendliche Alltag

Mittlerweile habe ich ganz gute Kontakte hier, sodass auch die Abende gut gebucht sind. Sofern ich nicht in Wanaheda bei Monica zu Hause abhänge, und danach mit meinem Taxifahrer in stundenlange Gespräche verfalle, hänge ich mit meiner Freundin Idda ab oder mit anderen Leuten, die ich halt so kennen gelernt habe.

Regel Nummer 4: Be flexible, ... all the time! Ob Parties oder Pizzanights, Cactus Jack (Tequila) Sessions verfeinert mit Tabasco, alles fängt natürlich Stunden verspätet an. Gestern war ausgemacht, dass wir um 20:00 Uhr mit der Pizzamacherei starten, am Ende waren wir um 23:30 Uhr fertig. Gegessen wurde um Mitternacht,... mit zwei anderen Personen, die halt zwischendurch auftauchten und mitnaschten. Oder movie night, wo man dann doch nicht ins Kino geht, weil die Filmauswahl etwas mickrig ist und keiner Geld ausgeben will. Was macht man? Laptop. Netflix. Auto. Geht schon. #onlyinafrica - denn: Who cares? 🙂

#LifeIsAnAdventure